SZ-Kolumne "Bester Dinge":29 ist das neue 63

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(Foto: Iain Masterton/imago)

Das Alter ist kein Spaß. Vor allem die Partnersuche kann ab 30 teuer werden. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Von Martin Zips

Das Alter ist auch kein Spaß. Man muss sich liften lassen, die Haare färben und teure Parfums kaufen, damit man noch irgendwie frisch rüberkommt. Zeigt man sich mit 63 in einem jugendlichen Pulli, zum Beispiel vor Journalisten auf dem Flug nach Washington, so steht man sofort unter Erklärungsdruck. Den Attraktivitätsmangel, den offenkundige Weitsichtigkeit verursacht, zum Beispiel beim Ablesen der "Wetten, dass..?"-Moderationskarten, den kann man vielleicht noch mit teuren Designeranzügen wettmachen. Und den beruflichen Bedeutungsverlust mit einer Stelle bei Gazprom. Aber insgesamt tut sich der alternde Mensch schon schwer, vor allem, wenn er gerade mal wieder einen Partner sucht. Die Partnersuche geht mindestens so ins Geld wie die Botox-Spritze, das Jahres-Abo beim Kieser-Training oder der neue Stiftzahn. Denn mit Zeitungsanzeigen allein ist es bei Herbstblonden nicht getan. Da braucht es schon professionelle Fotos, am besten mit Hund, sowie ein Premium-Abo bei Tinder, damit überhaupt noch was geht.

Dort wurden, das haben jetzt Konsumentenschützer herausgefunden, Ältere zuletzt mal wieder ziemlich abgezockt. 65 Prozent mehr mussten sie in einigen Ländern im Schnitt zahlen, eine Preisdiskriminierung, die ab Juli der Vergangenheit angehören soll. Was im Sinne der Konzernpolitik freilich nur bedeuten kann: Für die Jüngeren, also für Leute ohne Hüftprobleme, Blasenschwäche und Gedächtnisschwund, wird Dating teurer. Interessant ist aber vor allem, ab welchem Alter die Hochpreispolitik bisher begann: 29! Offenbar ist also jeder, der älter ist, bei der Partnersuche nur schwer vermittelbar. So gesehen ist es dann auch schon wurscht, ob man sich im Alter ein Toupet zulegt und einen auf Dean Martin macht - oder nicht.

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