Tiere:Britische Wissenschaftler verfassten schon eine Studie zur Panda-Diplomatie

Mit der Machtübernahme Maos 1949 war damit allerdings erst einmal Schluss. Mao schickte seine Panda-Botschafter in sozialistische Bruderstaaten. Die Sowjetunion kriegte den ihren (Ping Ping) 1957, Nordkorea den seinen (Dan Dan) acht Jahre später. Und Amerika glitt ab in giftigen Antikommunismus, dass selbst der Versuch eines Zoohändlers scheiterte, der 1958 einen Pandabären in die USA einführen wollte. "Dem Clown der Tierwelt wurde die Einreise verweigert, weil er ein Einwohner Rotchinas ist", meldete die New York Times im Mai jenes Jahres.

Britische Wissenschaftler verfassten 2013 eine Studie zur Panda-Diplomatie und identifizierten drei Phasen: Nach der Mao-Ära folgte zunächst Deng Xiaopings Reform-China, in dem der Kapitalismus plötzlich wieder in Mode kam. Aus der Zeit stammen die bis heute gültigen Verträge, die den Panda zur Leihgabe und zum Teil einer finanziellen Transaktion machen. Phase drei, heißt es in dem Bericht, habe nach dem verheerenden Erdbeben von Sichuan im Jahr 2008 eingesetzt, in dem die Pandas einen Teil ihres Lebensraumes verloren. Seither verleihe China seine Pandas zur Belohnung "an Nationen, die China mit wertvollen Ressourcen und Technologien versorgen". Kanada und Frankreich zum Beispiel hätten ihre Pandas bekommen nach der Unterzeichnung von langfristigen Verträgen über die Lieferung großer Mengen Urans nach China.

China wolle enge Beziehungen aufbauen mit Ländern, die es gerne "in seinem inneren Kreis" sähe. Mit der Übergabe der seltenen und wertvollen Tiere versuche man "Soft-Power-Einfluss" zu erlangen "durch ein global sichtbares Siegel des Gutheißens", schrieb Kathleen Buckingham, eine der Autorinnen der Studie.

Was China gibt, kann es ebenso wieder nehmen

Sonderfälle sind Taiwan und Hongkong. Hier sollten die von China entsandten Pandas unter den mit Peking eher fremdelnden Bürgern das Feuer des großchinesischen Patriotismus entzünden, was in beiden Fällen nur mäßig erfolgreich war. Auch gilt: Was China gibt, kann es ebenso wieder nehmen. Als Präsident Barack Obama 2010 den Dalai Lama traf, da erzwang Peking die Heimkehr zweier in den USA geborenen Pandababys.

Kritik gibt es auch, bei jeder Panda-Mission. Am offiziellen China, das all seine Aufmerksamkeit und Ressourcen den knuddeligen Pandas schenkt, während seine Umwelt in verheerendem Zustand und so manch andere Spezies kurz vor dem Aussterben ist. Aber auch an den neuen Gastländern, die das Spiel mitmachen und dafür viel Geld überweisen in eine undurchsichtige Bürokratie, bei der keiner weiß, ob das angeblich für Pandaschutz bestimmte Geld auch wirklich da ankommt, wo es gebraucht wird. Ein schlechtes Geschäft allerdings scheint es für die Gastzoos nicht zu sein.

Der Zoo von Edinburgh katapultierte sich 2012 mit seinen im Jahr zuvor eingetroffenen Pandas in die schwarzen Zahlen. Im Ueno-Zoo in Tokio wurde diesen Montag erst ein Pandababy geboren. Nach Berechnungen eines Ökonomen der japanischen Kansai-Universität soll das Baby - wenn es denn überlebt - so viele Touristen anziehen, dass diese am Ende umgerechnet mehr als 200 Millionen Euro in die Kassen der Stadt Tokio spülen.

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