SZ-Kolumne "Bester Dinge":Liebe liegt in der Gruft

(Foto: Uma Shankar Mishra/AFP)

Ein indischer Geschäftsmann schenkt seiner Frau einen Taj-Mahal-Nachbau und zeigt: Auch ein Mausoleum taugt als Liebesbeweis.

Von Moritz Geier

Die komplexe Psychologie persönlicher Geschenke ist für Außenstehende nicht immer leicht zu verstehen, vor allem wenn es sich um einen Liebesbeweis handeln soll. Wer etwa könnte schon pauschal beurteilen, was liebevoller ist, ein Opernsänger-Ständchen (von Soyeon Schröder-Kim für Gerhard), eine Parkbank (von Meghan für Harry), oder eine selbstgefangene Languste (von Fidel Castro für Erich Honecker)?

Man sollte sich also hüten, jenen Geschäftsmann aus Indien vorschnell zu verurteilen, der seiner Frau ein bewohnbares Mausoleum geschenkt hat. Erstens ist so ein Mausoleum nichts für Gruftis, sondern für (gefühlte) Könige und Königinnen. Und zweitens hat der Mann auch nicht irgendein Mausoleum gebaut, sondern eine Kopie des Taj Mahal, jenes weltberühmten Grabgebäudes in der indischen Stadt Agra, das der muslimische Großmogul Shah Jahan im 17. Jahrhundert für seine verstorbene Frau Mumtaz Mahal hatte errichten lassen. Der private Taj Mahal, der etwa ein Drittel so groß ist wie das Original, steht in Burhanpur im Bundesstaat Madhya Pradesh und hat, wie zu hören ist, umgerechnet 235 000 Euro gekostet.

Anand Prakash Chouksey, 52, jedenfalls bezeichnet sein Geschenk als "Monument der Liebe", berichtet die BBC, er habe es nicht nur für seine Frau, sondern die ganze Stadt und ihre Bewohner gebaut. Drei Jahre habe das gedauert, immer wieder sei er nach Agra gefahren, um das Vorbild zu studieren. Mit seiner Frau ist er übrigens schon seit 27 Jahren verheiratet. Sie hätte sich ganz sicher auch über eine Languste gefreut.

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