Der spanische König Felipe VI. (51) und Ex-Monarch Juan Carlos (81) sind in Italien aus Versehen mit einer Version der Nationalhymne aus der Franco-Zeit begrüßt worden. Ein Orchester spielte am Dienstag bei einer Veranstaltung in der Oper von Neapel die spanische Hymne mit einem Text, der während der Diktatur von Francisco Franco zwischen 1939 und 1975 benutzt und nach Beginn der Demokratie wieder abgeschafft wurde. Der Text wurde von einem Kinderchor vorgetragen.
Im Internet kursieren Aufnahmen von dem unangenehmen Moment. Sie zeigen den spanischen König Felipe mit versteinertem Gesicht. Nach der Hymne gab es Applaus, unmittelbar danach aber soll sich der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella bei der Königsfamilie für den diplomatischen Fauxpas entschuldigt haben, berichten spanische Medien. Die Operndirektorin habe sich ebenfalls entschuldigt. Dies bestätigte ein Präsidentensprecher in Rom.
"Hebet die Arme"
Die Nationalhymne Spaniens, die "marcha real" ("königlicher Marsch") hat offiziell keinen Text. Während der Diktatur Francos wurde die Hymne aber mit Versen des Dichters José María Pemáns unterlegt. Pemán hatte den Text bereits 1928 geschrieben, also noch vor dem spanischen Bürgerkrieg. Nach dem Sieg und der Machtübernahme Francos aber tauschte er einen Teil der Verse aus, und genau diese Version trugen die italienischen Kinder vor.
"Es lebe Spanien! Hebet die Arme", heißt es darin zu Beginn, daran ist die franquistische Variante zu erkennen. Nach Francos Tod im Jahr 1975 hatte Felipes Vater Juan Carlos Spanien in die Demokratie geführt. Seitdem gab es immer wieder verschiedene Textvarianten der Hymne.
Der frühere spanische Ministerpräsident José María Aznar etwa, der ab 1996 regierte, ließ einige Dichter einen Entwurf erarbeiten. Darin heißt es zu Beginn nicht mehr "Es lebe Spanien!", sondern "Spanien, singe!". Auch danach gab es weitere Versionen. Die Hymne hat aber nach wie vor keinen offiziellen Text und wird deshalb auch meist ohne Text gespielt.