Die gute Nachricht vorab: Die italienische Hauptstadt Rom ist keineswegs so schmutzig wie ihr Ruf. Beispielsweise in Trastevere, dem Ausgehviertel, das diesbezüglich ein schlechtes Image hat, geht es mittlerweile sauber und geordnet zu. Noch bevor die letzten Feiernden verschwunden sind, kommt die Stadtreinigung in Mannschaftsstärke und beseitigt die Spuren des Nachtlebens. Morgens, wenn die ersten Sonnenstrahlen in die noch leeren Gassen fallen, sind die Müllsäcke der Restaurants abtransportiert, die Glascontainer geleert und die Pflasterstraßen geputzt.
Wenn man sich allerdings von den Hauptlaufwegen wegbewegt, und jetzt dreht sich die Geschichte ins Unschöne, sieht es anders aus. Manchmal ist es nur eine Frage der Straßenseite. Hier, wo ein Hotel und ein Restaurant sind, hui, drüben, hinter den parkenden Autos, pfui. Und wenn man sich erst in die Randbezirke der Stadt bewegt, beginnt man zu ahnen, warum der Müll derzeit wieder ein großes Thema ist in der Ewigen Stadt, warum Bürger in bestimmten Stadtteilen Strafanzeige gegen die Stadtverwaltung gestellt haben.
Vielerorts quellen die Container über, es sieht nach Müllnotstand aus. Spontane Abfallberge wachsen, das Problem sind ja nicht nur die Abfallverwaltung, sondern auch die vielen Menschen, die sich einen Dreck um die Sauberkeit in ihrer Stadt scheren. Nicht zu vergessen die in Rom allgegenwärtigen und ziemlich aggressiven Möwen, die jeden ungeschützten Müllsack aufpicken. Am Kolosseum wurden im August vermehrt Ratten gesehen, was die Tourismusmanager nervös machte. Es wurden Fallen aufgestellt und Abfälle entsorgt.
Jetzt sind die Sommerferien vorüber - und die Krise ist immer noch da
Rom und der Müll, das ist ein altes Lied, aber dieses Jahr klingt es besonders schrill. Vor dem Sommer machte Bürgermeister Roberto Gualtieri das Thema zur Chefsache, es gab Krisensitzungen und Umbesetzungen bei Ama, der städtischen Müllabfuhr. Ein zentrales Problem ist die Technik: Sage und schreibe 40 Prozent der Müllautos sind kaputt, musste der Bürgermeister zugeben, und wenn man die Wagen im Straßenbild sieht, wundert einen das nicht: Selbst die, die fahren, sehen erbärmlich heruntergekommen aus.
Bei vielen funktioniert das Sammel- und Entladesystem nicht, andere brauchen einen neuen Motor, oder Blech ist durchgerostet. Die Reparaturen dauern Wochen, manchmal Monate, heißt es. Niemand versteht, warum das nicht in den Griff zu bekommen ist. Dabei hatte der Bürgermeister versprochen, dass bald alles besser werde, neue Autos würden ausgeliefert und die Wartungskapazitäten erhöht. Jetzt sind die Sommerferien vorüber, die Stadt füllt sich wieder - und die Krise ist immer noch da. Neuster Statusbericht: 244 von 598 Fahrzeugen defekt.
Es gibt aber auch Ermutigendes. Da sind die Freiwilligen im Stadtteil Magliana, die hinter der Müllabfuhr her putzen und dafür sorgen, dass keine Reste auf der Straße liegen bleiben. Oder der Anwohner, der mitdachte und auf den Müllcontainer einen Zettel klebte: Nichts einwerfen bitte, Container hat keinen Boden. Und die Müllverwaltung arbeitet an Konzepten, wie man das Problem nun wirklich lösen kann. Die Zeit drängt. Für 2025 hat der Vatikan ein Heiliges Jahr ausgerufen, und dann kommen Millionen Pilger in die Stadt.