Potsdam:Tag der offenen Moschee: „Rassismus macht es nicht leicht“

Lesezeit: 3 min

Am 3. Oktober ist in Brandenburg Tag der offenen Moschee. Muslimische Gemeinden laden dazu Nicht-Muslime in ihre Räumlichkeiten ein. Doch nicht alle können...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Potsdam/Frankfurt (Oder)/Cottbus (dpa/bb) - Am 3. Oktober ist in Brandenburg Tag der offenen Moschee. Muslimische Gemeinden laden dazu Nicht-Muslime in ihre Räumlichkeiten ein. Doch nicht alle können mitmachen, obwohl sie es gerne würden. Die islamische Gemeinde in Cottbus hat derzeit keinen Gebetsraum. „Wir suchen händeringend nach einem Raum“, teilte die Gemeinde mit. Derzeit werde in einem öffentlichen Garten gebetet. Aber mit Blick auf die kälteren Tage sei das keine Dauerlösung.

Eine Zeit lang konnten die Muslime in und um Cottbus, etwa 400 zählt der Verein, in dem Gebetsraum der BTU Cottbus beten. Doch es wurde zu eng und nun steht der Raum nur noch Studierenden und Beschäftigten der Uni zur Verfügung.

Die Suche nach einem neuen Raum gestalte sich schwierig, heißt es von der Gemeinde. „Viel Rassismus macht es uns nicht leicht.“ Wenn man sage, man suche für ein islamisches Gebäude, seien die Immobilien auf einmal nicht mehr verfügbar, heißt es von der Gemeinde.

Cottbus hat nach Angaben der Stadtverwaltung einen Ausländeranteil von 9,2 Prozent. Darunter befinden sich geschätzt rund 3800 Muslime. Regelmäßig finden rassistische Demonstrationen statt. Es gibt Angriffe auf Geflüchtete.

Aber es gibt auch Gegenwehr. Initiativen veranstalten Gegen-Demos mit mehreren Hundert Menschen. Die Polizeipräsenz wurde nach Übergriffen erhöht. In der Verwaltung sei ein eigener Fachbereich Bildung und Integration eingerichtet worden. Die Stadt arbeite eng mit der Justiz und den Sicherheitsbehörden zusammen. „Diskriminierung, Rassismus, Intoleranz, Menschen- und Demokratiefeindlichkeit sind - in welchen Erscheinungsformen auch immer - nicht akzeptabel“, heißt es aus der Stadtverwaltung auf Anfrage.

Gelöst ist das Problem damit aber nicht. „Wir haben hier ein erhöhtes rassistisches Problem“, beschreibt Cottbus Integrationsbeauftragte Grit Bartels die Lage. „Das Leben wird Muslimen hier sehr schwer gemacht.“ Umso schwieriger sei es, Räumlichkeiten für die islamische Gemeinde zu finden. „Die Gemeinde hängt absolut in der Luft.“ Bartels vermutet, dass Vermieter unter Druck stünden, der Gemeinde ihre Gebäude nicht zu vermieten, weil sie Angst vor Angriffen hätten.

Auch der Islamwissenschaftler Yunus Yaldiz von der Fachstelle Islam im Land Brandenburg blickt mit Sorge auf den Süden Brandenburgs - vor allem nach Cottbus. „Das Klima in der Stadtgesellschaft ist Muslimen dort gegenüber nicht offen.“ Die 2017 ins Leben gerufene Stelle hilft Vereinen unter anderem auch bei der Suche nach geeigneten Räumen und bei der Finanzierung. „Wir raten den Vereinen, keine Hilfe von ihren Herkunftsländern anzunehmen, um eine Einflussnahme auf die Inhalte der Predigten zu vermeiden“, sagt Yaldiz.

Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) unterstützt nach Angaben der Verwaltung die Gemeinde bei ihrer Suche nach einem Gebetsraum. Die Möglichkeiten seien jedoch nicht nur wegen der eingeschränkten finanziellen Mittel der Gemeinde begrenzt. „In der Stadt Cottbus/Chóśebuz sind kaum noch Immobilien vorhanden, welche ohne einen erheblichen Aufwand an Sanierungsmaßnahmen der Personenanzahl entsprechen“, so Stadtsprecher Jan Gloßmann.

Nach Angaben der Gemeinde ist es bislang mit Oberbürgermeister Kelch noch nicht zum Gespräch gekommen. „Man sagt immer, es werde geholfen, aber Taten finden nicht statt“, heißt es. Von der Politik wünscht sich die Gemeinde mehr Unterstützung.

Es gehe bei der Suche nach einem Gebäude nicht nur um einen Gebetsraum, sondern auch um einen Ort, wo Frauen und Kinder zusammenkommen können. „Es haben viele ein falsches Bild von den Muslimen in Cottbus. Unser Verein zählt auch Ärzte und Ingenieure. Wir sind nicht die Leute, die zum Jobcenter gehen. Alles, was unterrichtet wird, wird mit der Stadt abgestimmt. Es gibt keine radikalen Inhalte.“

Andere Gemeinden in Brandenburg können am Tag der offenen Moschee in ihre Räume einladen, so etwa der Verein der Muslime in Potsdam in die Al Faruk Moschee. Ab 14.00 Uhr soll es einen Vortrag mit dem Titel „Gottesdienst in außergewöhnlichen Zeiten“ geben, Besucher können ab 13.30 Uhr in das Gebetshaus in der Straße Am Kanal 61 kommen. Im Anschluss soll es Zeit für Fragen und Antworten geben. „Alle Nicht-Muslime sind herzlich eingeladen“, sagt Vorstandsvorsitzender Kamal Mohamad Abdallah.

In Frankfurt (Oder) laden die Muslime an der Oder von 16.00 bis 18.00 Uhr zu Moscheeführung, Geschichte und Gesang. In der Leipziger Straße 182 a soll es daneben Kuchen und Kinderprogramm wie Puzzeln und Malen geben. Rund 150 Menschen kommen zum Freitagsgebet, dem wichtigsten Gebetstag der Muslime. Zum Gebet in Potsdam kommen nach Angaben des Vereins 300 Muslime aus der Landeshauptstadt und Umgebung. Der Verein zählt etwa 3000 Muslime aus Potsdam und den Umland, wie er angibt.

© dpa-infocom, dpa:210928-99-389290/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: