Prozesse - Pasewalk:Sechs Jahre Haft wegen tödlicher Messerattacke verhängt

Deutschland
Ein Richterhammer aus Holz auf einer Richterbank. Foto: Uli Deck/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Neubrandenburg (dpa/mv) - Das Landgericht Neubrandenburg hat einen Mann aus Pasewalk (Landkreis Vorpommern-Greifswald) wegen Totschlags zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Der 31-Jährige hatte zuvor gestanden, einen 42 Jahre alten Bekannten am 20. Mai in Pasewalk mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet zu haben, wie Richter Klaus Kabisch sagte.

Der Tat war ein Streit vorausgegangen. Danach hatte der 31-Jährige ein Messer mit einer 19 Zentimeter langen Klinge aus seiner Wohnung geholt und das Opfer damit angegriffen. "Das Besondere an der Tat war, dass die Stiche alle mit großer Wucht ausgeführt wurden", sagte der Richter. Ein Rechtsmediziner zählte zehn Stiche, von denen neun Stiche in Rücken und Brust erfolgten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig (AZ: 22 Ks 16/20).

Die Attacke hatte sich abends vor Zeugen vor einem Plattenbau ereignet, in dem Täter und Opfer in verschiedenen Treppenhäusern wohnten. Der Verurteilte soll die Zeugen noch bedroht haben, dass es ihnen ähnlich ergehen werde, wenn sie der Polizei etwas sagen würden. Trotzdem war der Mann kurze Zeit später in seiner Wohnung gefasst worden.

Wegen einer Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie und Drogenmissbrauch war der Verurteilte bei der Tat nach Ansicht eines Gutachters "erheblich vermindert steuerungsfähig." Außerdem habe er seine Medikamente nicht genommen, wie Kabisch erläuterte. Der 31-Jährige habe unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Prozess geschildert, dass er bei der Tat mit dem Zustechen "nicht aufhören konnte." Dies alles wertete die Kammer insgesamt als "Totschlag im minderschweren Fall".

Auch weil von dem 31-Jährigen ohne Therapie eine Gefahr ausgehe, wurde der Mann in ein psychiatrisches Haftkrankenhaus eingewiesen. Der Verurteilte war erst wenige Monate vorher von Niedersachsen nach Pasewalk gezogen. Dort, wo er bei seiner Mutter aufgewachsen war, habe er auch einmal seinen Stiefvater mit einem Messer attackiert, berichtete die Staatsanwaltschaft. Unter Alkohol soll der 31-Jährige zudem seinen Vater in Pasewalk, von dem er getrennt lebte, bei einem Besuch schwer mit einem Messer verletzt haben.

Mit dem Urteil folgte die Kammer im Wesentlichen der Forderung der Staatsanwaltschaft, die sieben Jahre Haft verlangt hatte. Der Verteidiger hatte auf vier Jahre Freiheitsstrafe plädiert. Beide Seiten verlangten zudem die Einweisung in die Psychiatrie.

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