Prozesse:Infantin Cristina muss Anfang 2016 auf die Anklagebank

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Es wird ernst für die Schwester des spanischen Königs. Foto: Ballesteros (Foto: dpa)

Palma de Mallorca (dpa) - Anfang kommenden Jahres wird erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie eine nahe Verwandte des Königs wegen eines Finanzskandals auf der Anklagebank sitzen.

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Palma de Mallorca (dpa) - Anfang kommenden Jahres wird erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie eine nahe Verwandte des Königs wegen eines Finanzskandals auf der Anklagebank sitzen.

Ein Gericht in Palma de Mallorca ordnete am Dienstag an, dass das Verfahren gegen die Infantin Cristina (50), die Schwester von König Felipe VI., gegen deren Ehemann Iñaki Urdangarin (47) und 16 weitere Angeklagte am 11. Januar 2016 eröffnet wird.

Die Finanzaffäre hat das Ansehen des spanischen Königshauses erschüttert und Felipe dazu bewogen, auf Distanz zu seiner Schwester zu gehen. Der König erkannte Cristina den Adelstitel einer Herzogin von Palma ab.

Die Justiz legt der Schwester des Königs zur Last, ihrem Ehemann dabei geholfen zu haben, das Finanzamt zu betrügen. Cristina bestritt die Vorwürfe und sagte vor dem Ermittlungsrichter José Castro aus, sich um die geschäftlichen Dinge ihres Mannes nie gekümmert zu haben. Sie habe nur ihren Namen für Vorstandsposten von Firmen hergegeben. Die Staatsanwaltschaft sah das ähnlich. Sie lehnte eine Anklage gegen Cristina ab. Der Richter entschied jedoch, dass auch der Infantin der Prozess gemacht wird.

In dem Verfahren geht es um rund sechs Millionen Euro, die die - von Urdangarin geleitete - gemeinnützige Stiftung Nóos vom Staat erhalten hatte. Cristinas Mann soll laut Anklage zusammen mit einem Komplizen einen Teil dieser Mittel über Scheinfirmen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Die Staatsanwaltschaft forderte für Urdangarin fast 20 Jahre Haft. Der frühere Handballstar bestritt die Vorwürfe.

Der Prozess wird auf Mallorca stattfinden, weil die Affäre Teil eines weit verzweigten Finanzskandals auf der Ferieninsel ist, in den auch mehrere Politiker verwickelt waren. Unter den Angeklagten ist auch der frühere Chef der Regionalregierung der Balearen, Jaume Matas. Der konservative Politiker hatte von 2000 bis 2003 der spanischen Zentralregierung als Umweltminister angehört.

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