Hamburg:Tödlicher Unfall mit geklautem Taxi: Prozess zieht sich hin

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Hamburg (dpa/lno) - Das Urteil im Prozess um einen tödlichen Unfall mit einem gestohlenen Taxi könnte sich noch um Monate verzögern. Die Verteidigung stellte am vorletzten Verhandlungstag am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht einen Antrag auf Auslesung der Steuerungstechnik der beteiligten Unfallfahrzeuge. Dadurch könne auch die exakte Geschwindigkeit während der Kollision ermittelt werden, sagte der Anwalt des Angeklagten. Die Auslesung könne jedoch nur bei dem Fahrzeughersteller erfolgen.

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Hamburg (dpa/lno) - Das Urteil im Prozess um einen tödlichen Unfall mit einem gestohlenen Taxi könnte sich noch um Monate verzögern. Die Verteidigung stellte am vorletzten Verhandlungstag am Mittwoch vor dem Hamburger Landgericht einen Antrag auf Auslesung der Steuerungstechnik der beteiligten Unfallfahrzeuge. Dadurch könne auch die exakte Geschwindigkeit während der Kollision ermittelt werden, sagte der Anwalt des Angeklagten. Die Auslesung könne jedoch nur bei dem Fahrzeughersteller erfolgen.

„Es könnten noch zahlreiche Verhandlungstage hinzukommen“, prognostizierte der Vorsitzende Richter. Die Kammer will am Donnerstag (14.00 Uhr) entscheiden, ob dem Antrag stattgegeben wird. Dem 25 Jahre alten Angeklagten wird vorgeworfen, Anfang Mai im Stadtteil Barmbek ein Taxi gestohlen zu haben. Auf der Flucht vor der Polizei habe er schließlich in der Hamburger Innenstadt mit dem Wagen den folgenschweren Unfall verursacht, bei dem ein junger Mann starb und zwei weitere Menschen schwer verletzt wurden.

Der Litauer muss sich wegen Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Gefährdung des Straßenverkehrs verantworten. Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war der Angeklagte während der Verfolgungsjagd mit der Polizei mit einer Geschwindigkeit von bis zu 145 Stundenkilometer schnell durch die Stadt gerast, hatte mindestens zwei rote Ampeln überfahren und zahlreiche riskante Überholmanöver getätigt.

An der Binnenalster fuhr er schließlich in den Gegenverkehr und kollidierte mit seinem Wagen frontal mit einem Großraumtaxi. Ein 22 Jahre alter Barkeeper, der gerade Feierabend gemacht hatte, starb infolge seiner Kopfverletzungen noch am Unfallort. Sein Arbeitskollege sowie der Taxifahrer kamen mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus. Nach dem Ende des Prozesstages zeigte sich der Taxifahrer, der als Nebenkläger auftritt und noch immer unter den Unfallfolgen zu leiden hat, nach eigenen Angaben „maßlos enttäuscht“ über die mögliche Verzögerung des Prozesses.

Ursprünglich waren für diesen Verhandlungstag die Plädoyers geplant. Jedoch stellte die Verteidigung eine Reihe weiterer Anträge, darunter forderte sie etwa ein verkehrspsychologisches Gutachten sowie ein testpsychologisches Zusatzgutachten, um den IQ des Angeklagten bestimmen zu lassen. Des Weiteren wurden zwei Befangenheitsanträge gestellt. Auch verlangte die Verteidigung eine Verlängerung der Hauptverhandlung, um ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) zu einem ähnlichen Fall abzuwarten.

Dabei geht es um einen tödlichen Verkehrsunfall am Berliner Kurfürstendamm. Im Februar 2016 hatten sich zwei junge Männer ein illegales Autorennen geliefert, bei dem ein Unbeteiligter starb. Die beiden Unfallverursacher wurden vom Berliner Landgericht wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der BGH hat angekündigt, am 1. Februar über die Revisionsanträge der beiden Raser zu entscheiden. Mit Ausnahme des Antrags auf Auslesung der Steuerungstechnik wies die Strafkammer des Hamburger Landgerichts alle Forderungen zurück.

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