Prozesse - Dortmund:Mordversuch: Geständnis nach blutigem Mobbing-Streit

Dortmund (dpa/lnw) - Es ging nur um Kleinigkeiten, doch am Ende ist die Situation völlig eskaliert: Nach einem beinahe tödlichen Mobbing-Streit im Dortmunder St.-Josefs-Hospital muss sich ein 28-jähriger Mitarbeiter seit Donnerstag wegen Mordversuchs vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt legte der Angeklagte ein Geständnis ab und sagte: "Da kamen richtig Hassgefühle in mir hoch."

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Dortmund (dpa/lnw) - Es ging nur um Kleinigkeiten, doch am Ende ist die Situation völlig eskaliert: Nach einem beinahe tödlichen Mobbing-Streit im Dortmunder St.-Josefs-Hospital muss sich ein 28-jähriger Mitarbeiter seit Donnerstag wegen Mordversuchs vor Gericht verantworten. Zum Prozessauftakt legte der Angeklagte ein Geständnis ab und sagte: "Da kamen richtig Hassgefühle in mir hoch."

Es war der 20. Januar 2017, als der 28-Jährige seinem Arbeitskollegen im Umkleidebereich der Sterilisations-Abteilung auflauerte. "Ich habe mein Messer aus dem Rucksack geholt und sofort zugestochen", sagte er den Richtern. "Ich bin völlig ausgerastet." Erst als der 48-Jährige ins Taumeln geraten und zusammengebrochen sei, habe er aufgehört. "Der lag da völlig wehrlos vor mir. Da konnte ich nicht mehr weitermachen."

Sechs Jahre lang hatten die beiden Männer in derselben Abteilung gearbeitet. Dabei gab es immer wieder Streit. Mal ging es darum, ob die Monitore nach Feierabend abgeschaltet werden oder nicht, mal gab es Beschwerden über den angeblichen Körpergeruch des Angeklagten. "Ich fühlte mich gekränkt", sagte der 28-Jährige den Richtern. Sein älterer Kollege habe ihm immer wieder vorgeworfen, dass er völlig inkompetent sei. Dabei sei er doch sogar viel länger in der Abteilung gewesen.

Alle Versuche, die Differenzen durch Gespräche zu beseitigen, waren gescheitert. Der Angeklagte hatte sich nach eigenen Angaben zuletzt sogar strikt geweigert, daran teilzunehmen. Da es außerdem zu Fehlzeiten gekommen war, drohte ihm schließlich sogar die Kündigung. Genau das hat ihn offenbar besonders gekränkt. "Die anderen Kollegen waren für ihn wie eine Familie", sagte sein Verteidiger Jan-Henrik Heinz am Rande des Prozesses. Nur mit dem 48-Jährigen sei er nicht klar gekommen.

Das Opfer war damals sofort notoperiert worden. Der 48-Jährige war zweieinhalb Monate arbeitsunfähig und befindet sich noch immer in psychologischer Behandlung. Mit einem Urteil wird Ende Juli gerechnet.

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