Prozess in England:Nach Freispruch: Solidarität mit Fußballer Benjamin Mendy

Lesezeit: 3 min

Benjamin Mendy, 28, sagte nach dem Freispruch öffentlich nur ein Wort: "Alhamdulillah", das ist Arabisch und bedeutet "Gelobt sei Gott". (Foto: Oli Scarff/AFP)

Der französische Weltmeister von 2018, einst der teuerste Verteidiger der Welt, war der Vergewaltigung angeklagt, doch die Jury wertete die Beweise als nicht ausreichend. Prominente Kollegen äußern Zustimmung zu dem Urteil.

Nach dem Freispruch des französischen Fußballprofis Benjamin Mendy, 28, von Vorwürfen der Vergewaltigung haben sich mehrere Kollegen solidarisch erklärt. Sein Landsmann Paul Pogba von Juventus Turin, mit dem er 2018 gemeinsam Weltmeister geworden war, rief ihn nach dem Richterspruch über Facetime an und postete danach einen Screenshot auf Instagram. Dazu schrieb er: "Ich freue mich so für dich, Bruder. All die Leute, die schlecht über dich geredet haben, möchte ich sehen, wie sie deinen Namen reinwaschen. Ich kann es kaum erwarten, dich wieder auf dem Platz zu sehen."

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Der holländische Nationalspieler Memphis Depay, aktuell bei Atlético Madrid unter Vertrag, warf auf Twitter die Fragen auf: "Und was machen wir jetzt? Wer hilft diesem Bruder bei der Heilung? Wer ist für den Schaden an seinem Namen verantwortlich? Wie wird er seine Karriere zurückbekommen? Viele Jahre investiert, um ein Profifußballer zu werden ... Was jetzt!?"

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Er habe sich bisher nie zu dem Fall geäußert, weil er die Details nicht gekannt habe. Er sei Mendy ein paarmal auf dem Spielfeld begegnet und habe nichts Böses in ihm erkennen können. Weitere prominente Fußballprofis wie Rio Ferdinand, Jack Grealish und Antonio Rüdiger reagierten mit Klatschhänden und Herz-Emojis auf den Beitrag. Auf Twitter fanden sich außerdem zahlreiche misogyne Kommentare, die den Frauen, die Mendy der sexualisierten Gewalt bezichtigt hatten, vorwarfen, dessen Karriere absichtlich zerstört zu haben.

Am Chester Crown Court im Nordwesten Englands hatte eine Jury aus sechs Männern und sechs Frauen Mendy am Freitag vom Vorwurf der Vergewaltigung und der versuchten Vergewaltigung in je einem Fall freigesprochen. Der Sportler nahm den Richterspruch laut einem Bericht der Nachrichtenagentur PA unter Tränen entgegen. Der Fußballer hatte in diesen Fällen seit drei Wochen vor Gericht gestanden. Im Januar waren in einem separaten Verfahren bereits Vorwürfe der Vergewaltigung in sechs Fällen und der sexuellen Nötigung in einem Fall fallen gelassen worden.

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Hat Benjamin Mendy, Profi von Manchester City, systematisch Frauen vergewaltigt? Vor Gericht beteuert der Franzose seine Unschuld - es steht Aussage gegen Aussage.

Von Alexander Mühlauer

Die Übergriffe sollen, so hatte es die Anklage aufgelistet, zwischen Oktober 2018 und August 2021 auf Partys in Mendys Haus in Mottram St. Andrew südlich von Manchester stattgefunden haben, der Sportler habe mehrere Frauen mit Hilfe eines Freundes dorthin gelockt. Die Strafverfolgungsbehörde bezeichnete den Sportler in diesem Zusammenhang als "Raubtier". Mindestens eines der angeblichen Opfer war minderjährig; es gab Klagen von insgesamt 13 Frauen.

In beiden Prozessen stand Aussage gegen Aussage. So hatte Mendy laut einem Bericht des Guardian im ersten Prozess dargelegt, die Frauen hätten den Sex mit ihm gewollt. Es sei "normal" für ihn, mit vielen verschiedenen Frauen zu schlafen. Ein berühmter Fußballer zu sein, mache es für ihn "ehrlich gesagt so einfach", Frauen in Nachtclubs aufzureißen und mit nach Hause zu nehmen. Einige der Frauen hatten ausgesagt, sie hätten ihre Handys abgeben müssen und darum keine Hilfe rufen können. Mendy widersprach. Er habe die Smartphones nur einkassiert, weil er besorgt um seine Privatsphäre gewesen sei. Sie hätten die Handys jederzeit zurückhaben können.

Der Profisportler saß nach seiner Verhaftung im August 2021 zunächst wochenlang in Untersuchungshaft, dann wurde er unter strengen Auflagen freigelassen. Unter anderem musste er seinen Reisepass abgeben. Im Falle einer Verurteilung hätte er wohl für längere Zeit ins Gefängnis gemusst. In beiden Prozessen hielten die Jurymitglieder die Beweise gegen den Fußballprofi für nicht ausreichend.

Seit 1. Juli ohne Vertrag

Nach dem Freispruch sagte Mendy, der muslimischen Glaubens ist, nur ein Wort: "Alhamdulillah" (Arabisch für "Gelobt sei Gott"). Ansonsten stand er schweigend neben seiner Anwältin Jenny Wiltshire vor dem Gerichtsgebäude. In seinem Namen sagte sie: "Benjamin Mendy möchte den Mitgliedern der Jury dafür danken, dass sie sich in diesem Prozess auf die Beweise konzentriert haben und nicht auf die Gerüchte und Unterstellungen, die diesen Fall von Anfang an begleitet haben." Mendy sei "erleichtert", er habe "versucht, stark zu bleiben", aber die Anschuldigungen hätten "unweigerlich schwerwiegende Auswirkungen auf ihn gehabt". Seine Anwältin bat um Privatsphäre für den Franzosen, "damit er beginnen kann, sein Leben neu aufzubauen".

Mendy, dessen Vertrag beim Champions-League-Sieger Manchester City zum 1. Juli ausgelaufen ist, hatte alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritten. Er war nach der Anklageerhebung umgehend von seinem Verein suspendiert worden, seine letzte Partie bestritt er Franzose im August 2021. Als er 2017 vom AS Monaco zu Man City wechselte, galt er mit einer Ablösesumme von 57,5 Millionen Euro als bis dahin teuerster Verteidiger der Welt.

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