Prozess wegen rassistischer Pöbeleien:Geldstrafe für Modeschöpfer Galliano

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Seine fremdenfeindliche Schimpftirade in einer Pariser Bar hat John Galliano den Job als Chef-Designer von Dior gekostet. Vor Gericht ist der Modeschöpfer glimpflicher davongekommen: Statt einer Gefängnisstrafe wurde der Brite zu einer Geldbuße verurteilt - auf Bewährung.

Bis zu sechs Monate Haft drohten John Galliano, weil er im Februar dieses Jahres Besucher einer Bar in Paris auf das Übelste rassistisch beschimpft hatte. Am Ende wurde es keine Gefängnisstrafe für den Modeschöpfer - nicht einmal tief in die Tasche greifen muss der exzentrische Couturier: In Paris wurde er zu einer Geldbuße in Höhe von 6000 Euro verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Bei seinem Auftritt im Juni vor dem Pariser Gericht hatte sich Modeschöpfer John Galliano für seine rassistische Schimpftrade in einer Brasserie entschuldigt. (Foto: dapd)

Das zuständige Strafgericht sah es als erwiesen an, dass der Brite andere Besucher seiner Stammkneipe im Szeneviertel Marais mit Ausdrücken wie "dreckiges Judengesicht" und "beschissener asiatischer Mistkerl" verunglimpft hatte. Das französische Luxus-Modehaus Dior hatte ihn wegen der Vorwürfe bereits im März entlassen. Der 50-Jährige war dort mehr als 14 Jahre lang Chef-Designer gewesen.

Suchtprobleme und Stress als Auslöser der Verbalattacke

Bei der Gerichtsverhandlung im Juni hatte Galliano ausgesagt, sich an die Pöbeleien nicht erinnern zu können und auf seine schwere Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit verwiesen. Die Arbeit für das französische Luxuslabel Dior und die eigene Marke sei ihm über den Kopf gewachsen, sagte er.

Bei der Urteilsverkündung ließ sich der Modemacher von seinem Anwalt vertreten. Er wolle die Konfrontation mit der Presse vermeiden, richtete er dem Gericht aus. Sein Verteidiger Aurélien Hamelle sagte nach der Urteilsverkündung, Galliano wolle nun in die Zukunft schauen und hoffe auf Vergebung und Verständnis.

Hintergrund des Prozesses waren mehrere Anzeigen von Besuchern einer Brasserie. Ein anonym aufgenommenes Video hatte die Affäre weiter angeheizt. Dort lallt Galliano die Worte: "I love Hitler" und beschimpft die Gäste. "Leute wie Sie sollten tot sein. Ihre Mütter, Vorfahren - sollten alle verdammt vergast sein." Ein unbekannter Gast stellt ihm daraufhin die Frage, woher er komme. "Aus Ihrem Arsch", lautet die Antwort Gallianos in der Aufzeichnung.

Für seine Äußerungen hatte Galliano bei seinem Auftritt vor Gericht um Verzeihung gebeten. "Ich verurteile Rassismus und Antisemitismus. Sie haben keinen Platz in unserer Gesellschaft", sagte er. Der Mann in dem Video sei nicht er, sondern ein Schatten, "jemand der Hilfe braucht". Wegen seiner Suchtprobleme lasse er sich behandeln.

© dpa/dapd/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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