Leute:Gute Freunde sagen leise Servus

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Pierre Littbarski (Mitte) mit Franz Beckenbauer nach dem WM-Sieg 1990. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Pierre Littbarski ließ sich von Franz Beckenbauer nicht einschüchtern, Horst Köppel schlief schlecht wegen Kaiser Franz, und Christian Neureuther versuchte, dem Kaiser das Skifahren beizubringen.

Pierre Littbarski, 63, Ex-Fußballer, hat sich von Franz Beckenbauer erfolgreich einschüchtern lassen. "Ich wollte ursprünglich alles genauso leichtfüßig wie der Franz angehen", sagte Littbarski in einem Interview mit Web.de. "Doch Franz hat mir teilweise richtig die Leviten gelesen und zu mir gesagt: 'Du bist ja ein toller Dribbler, aber irgendwann musst du auch mal den Abschluss finden und ein Tor machen.'" Vor einem Spiel gegen England habe Beckenbauer ihm gedroht, ihn auf die Bank zu setzen, wenn er nicht häufiger aufs Tor schieße. Littbarski hörte auf Beckenbauer - und schoss im Spiel gegen England zwei Tore. "Beckenbauer hat immer im richtigen Moment genau das Richtige gesagt - da gab es auch keine Widerworte."

(Foto: Tom Weller/dpa)

Lothar Matthäus, 62, würdigt die Bedeutung von Beckenbauers Handschrift. "Wir haben unsere Autogramme nicht leserlich geschrieben, aber der Franz, der hat's bis zum Ende gemacht, trotz des langen Namens", sagte Matthäus bei RTL nach der Trauerfeier am Freitag. Beckenbauer sei immer geduldig gewesen und habe sich immer Zeit für seine Fans genommen, so Matthäus. "Da haben der Bundeskanzler, seine besten Freunde gestanden - und mussten warten, weil Franz noch bei den Fans war."

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Bastian Schweinsteiger, 39, ehemaliger Bayern-Spieler, konnte sich nicht nur fußballerisch viel von Franz Beckenbauer abschauen. "Wir haben die Golf-Leidenschaft geteilt, aber er hat besser gespielt als ich. Er war extrem gut", sagte Schweinsteiger im Anschluss an die Trauerfeier in der ARD. Auf der Golfanlage sei auch immer wieder Zeit für private Gespräche gewesen. "Ich war seiner Familie sehr nah", so Schweinsteiger.

Horst Köppel, 75, Ex-Fußballer, hat früher wegen Beckenbauer schlecht geschlafen. "Er rief mich bei der WM 1986 in Mexiko vor Spielen manchmal noch nachts um halb zwölf auf sein Hotelzimmer und wollte mit mir taktische Ideen oder die Aufstellung besprechen, weil er sich stundenlang den Kopf darüber zerbrochen hatte", sagte Köppel der Bild-Zeitung. Köppel war damals Co-Trainer des DFB-Teamchefs Beckenbauer. Der sei "ein absolut akribischer und harter Arbeiter" gewesen, "ganz anders, als ihn viele in der Öffentlichkeit gesehen haben. Da dachten ja alle, er macht den Trainerjob mit seiner weltmännischen Art einfach mit links".

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Friedhelm Funkel, 70, ehemaliger Trainer, sieht Franz Beckenbauer nicht nur als Kaiser, sondern auch als den "besten Außenminister Deutschlands". Im Sport1-"Doppelpass" verteidigte er die Bayern-Legende damit auch gegen Kritik. "Was er für Deutschland getan hat, ist mit Worten nicht zu beschreiben", sagte Funkel. Schon als Spieler hatte er sich regelmäßig mit Beckenbauer duelliert.

Christian Neureuther, 74, ehemaliger Weltklasse-Skifahrer, hat Franz Beckenbauer beim Fußballspielen lieber zugeschaut als beim Skifahren. "Der Franz hat gedacht, er könnte über die Pisten rüberschweben wie über den Fußballplatz", sagte Neureuther in der ARD in Erinnerung an gemeinsame Ausflüge nach St. Moritz. "Wir haben ihm dann gesagt: ,Du kannst da nicht immer so gerade wie ein Libero dastehen, du musst deine Hüften beugen.'"

(Foto: Robert Haas)

Franz Roth, 77, "Bulle", hat Beckenbauer seinen Spitznamen zu verdanken. Als er 1966 zum FC Bayern wechselte, war Beckenbauer schon ein Star, sagte Roth dem BR vor der Gedenkfeier am Freitag. Bei einem gemeinsamen Abendessen habe der Trainer Zlatko Čajkovski dann den neuen Spieler vorgestellt. "Unser Trainer konnte nicht so gut Deutsch", sagte Roth. "Er hat mich dann vorgestellt mit: 'Wir haben einen aus dem Allgäu, der hat Kraft wie eine Muh.'" Ein anderer Spieler habe darauf erwidert: "Trainer, der ist keine Muh, sondern ein Bulle." Beckenbauer soll nach dem Essen zu Roth gegangen sein und gesagt haben: "Du, jetzt haben wir das Thema gelöst. Ich bin der Franz 1, du hättest der Franz 2 sein müssen - aber du bist jetzt der Bulle."

Marcus Höfl (links) mit Maria Höfl-Riesch und Franz Beckenbauer im Jahr 2014. (Foto: Ursula Düren/dpa)

Marcus Höfl, 50, Sportmanager und enger Beckenbauer-Vertrauter, attestiert dem "Kaiser" eine positive Verrücktheit. "Vor der WM 2006 sind wir gemeinsam nach Australien gereist, um die Australier zum Turnier einzuladen. Noch am selben Tag sind wir zurückgeflogen", sagte Höfl in der ARD. Über Jahre hätten die beiden "verrückte Sachen gemacht", die ohne ein enges Verhältnis zueinander nicht möglich gewesen wären. "Wir haben viel Zeit im Flieger verbracht. Da muss man sich schon gut verstehen, um sich nicht auf den Keks zu gehen", so Höfl.

Uli Stein, 69, Ex-Torwart, hat Beckenbauers Schreibtisch zu Hause stehen. "Ich spielte mit Franz zwei Jahre beim HSV. Er war unser Superstar, gab sich so aber nie", sagte Stein der Bild. Als Beckenbauer Hamburg 1982 verließ, habe Stein ihm einen Teil seiner Möbel abgekauft. "Lampen, zwei Wohnzimmer-Kommoden und einen Sekretär. Diesen habe ich noch bei mir zu Hause in Bielefeld", sagte Stein. Stein hatte Beckenbauer bei der WM 1986 aus Ärger über seinen Status als Nummer 2 einen "Suppenkasper" genannt. Er wurde daraufhin vom DFB nach Hause geschickt.

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