Panorama kompakt:Polanski will Auslieferung in die USA verhindern

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Der Regisseur bittet um Prozess in Abwesenheit, China verheimlicht weiteren Milchskandal und eine Deutsche soll in Florida ihren Enkel ermordet haben.

Der wegen Kindesmissbrauchs angeklagte Regisseur Roman Polanski hat die US-Justiz um ein Gerichtsverfahren in Abwesenheit gebeten. Polanski wolle nicht in die USA zurückkehren, sondern weiterhin in der Schweiz unter Hausarrest bleiben, erklärte sein Anwalt in Los Angeles. Richter Peter Espinoza nahm das Schreiben Polanskis an, forderte vor einer Entscheidung aber weitere Begründungen.

Polanski will dem Vergewaltigungsprozess in den USA fernbleiben. (Foto: Foto: Reuters)

Der Starregisseur hofft offenbar darauf, einer Auslieferung in die USA doch noch zu entgehen. Die kalifornische Justiz verfolgt den 76-Jährigen wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen im Jahr 1977. Polanski legte damals ein Schuldbekenntnis ab und saß 42 Tage in Haft, entzog sich 1978 aber dem weiteren Verfahren, indem er nach London und später nach Paris flüchtete.

Im Video: Roman Polanskis Anwälte plädieren dafür, den Missbrauchsprozess in den USA in Abwesenheit des Regisseurs durchzuführen. Weitere Videos finden Sie hier

Milchskandal in China ein Jahr lang geheim gehalten

Im Jahr 2008 kamen in China durch verseuchte Milch sechs Kleinkinder ums Leben, mehr als 300.000 erkrankten. Nun ist bekannt geworden, dass die chinesischen Behörden einen erneuten Milchskandal fast ein Jahr lang vertuscht haben. Schon bei Kontrollen im Februar und April vergangenen Jahres hätten Lebensmittelinspekteure in einer Milchfabrik in Shanghai einen illegal hohen Melamin-Anteil in Milchpulver und Kondensmilch entdeckt, bestätigte ein Sprecher der Shanghaier Staatsanwaltschaft.

Die Industriechemikalie Melamin wird Milchpulver beigemischt, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Chinesische Medien hatten erstmals in der vergangenen Woche von der Schließung der Fabrik berichtet. Nach Angaben der staatlichen Tageszeitung Shanghai Daily war die Anlage bereits während des ersten Milchpulver-Skandals 2008 geschlossen worden, durfte ihre Produktion aber später wieder aufnehmen. Chinesische Medien vermuten, die Behörden hätten die Enthüllungen zurückgehalten, um der wirtschaftlichen Erholung des Landes nicht zu schaden. Erst Anfang 2009 hatte China ein neues Gesetz zur Lebensmittelsicherheit erlassen, das neben schärferen Strafen für die Hersteller verunreinigter Produkte auch die sofortige Information der Verbraucher vorsieht.

Deutsche in Florida wegen Mordes an Enkel angeklagt

Eine 71-jährige deutsche Urlauberin in Florida soll ihren Enkel in der Badewanne ertränkt haben. Anschließend habe sich die Frau ins Meer gestürzt und vergeblich versucht, sich das Leben zu nehmen, teilte die Polizei mit. Sie soll den fünf Jahren alten Jungen mit US-Staatsbürgerschaft getötet haben, weil sie nicht mit ansehen konnte, wie der Kleine in einer "Scheidungsehe" in den USA aufwächst, hieß es. Die Großmutter sitzt jetzt wegen Mordes in einem Gefängnis in Florida.

Die Frau habe sich zu dem Verbrechen im Ferienort St. George Island entschlossen, als ihr Ehemann mit dem Auto zum Einkaufen gefahren war. Bei seiner Rückkehr bemerkte er zunächst, dass die Haustür offenstand, teilte die Polizei mit. Dann sei seine Frau mit nasser Unterwäsche bekleidet vom Strand ins Haus gekommen. "Sie behauptete, sie habe sich das Leben nehmen wollen", sagte ein Ermittler. Erst danach habe der Großvater den leblosen Körper des Jungen in der Badewanne entdeckt. Er habe die Leiche aus der Badewanne genommen und sofort im Auto zur nächsten Rettungsstation gefahren. Seine Frau habe zunächst versucht zu fliehen, er habe sie aber zum Mitfahren gezwungen und der Polizei übergeben.

Die Großmutter muss sich demnächst vor Gericht verantworten. Falls sie verurteilt wird, droht ihr die Todesstrafe oder lebenslange Haft.

Geiselnahme in elsässischem Gefängnis nach 15 Stunden beendet

Nach 15 Stunden ist eine Geiselnahme in einem elsässischen Gefängnis glimpflich zu Ende gegangen. Wie die zuständigen Behörden mitteilten, kam ein von zwei Häftlingen in einer Zelle festgehaltener Wärter am Morgen wieder frei. Er sei wohlauf, sagte ein Gewerkschaftsvertreter. Die beiden Häftlinge hatten den Wärter im Gefängnis von Ensisheim im Südelsass unter einem Vorwand in ihre Zelle gelockt. Sie überwältigten ihn und fesselten ihn mit Handschellen an ein Bett. Die 30 und 46 Jahre alten Gewaltverbrecher forderten eine gemeinsame Verlegung in ein anderes Gefängnis. Die mit Rasierklingen und Gabeln bewaffneten Männer drohten, der Geisel einen Finger anzutrennen. Nach stundenlangen Verhandlungen mit Mitgliedern einer Spezialeinheit der Polizei gab kurz nach ein Uhr einer der Geiselnehmer auf. Am Morgen stellte sich auch der zweite der Polizei.

Brückenunglück in Brasilien: Mindestens fünf Vermisste

Nach dem Brückeneinsturz im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul werden noch mindestens fünf Menschen vermisst. Die Rettungsmannschaften suchten weiter die Ufer des Flusses Jacuí mit Hubschrauber und Booten ab. Die Aktion sei wegen des hohen Wasserstandes sehr schwierig, sagte ein Sprecher. Taucher könnten derzeit nicht eingesetzt werden. Die Brücke war am Dienstag auf einer Länge von 100 Metern eingestürzt und hatte nach Schätzungen des Zivilschutzes etwa 20 Menschen mit in die Wasserfluten gerissen. Die Polizei spricht von sieben Toten. Unter den Vermissten sind ein 29-jähriger Mann und dessen Freundin sowie der Vize-Bürgermeister einer nahe gelegenen Stadt. Er hatte das 1963 fertiggestellte Bauwerk inspizieren wollen. Die insgesamt mehr als 300 Meter lange Brücke hatte vermutlich dem großen Wasserdruck des Flusses nicht mehr standgehalten.

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