Hannover:Polizei hat 1200 Vermisstenfälle im Blick

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Ein Kameramann filmt ein Plakat zum Fall der vermissten Katrin Konert. (Foto: Philipp Schulze/dpa)

Herr G. ist immer noch verschwunden. Seit Februar fehlt von dem 80-jährigen Rentner aus Wolfenbüttel jede Spur, und das ist nur einer von Hunderten...

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Hannover/Bremen (dpa/lni) - Herr G. ist immer noch verschwunden. Seit Februar fehlt von dem 80-jährigen Rentner aus Wolfenbüttel jede Spur, und das ist nur einer von Hunderten Vermisstenfällen, mit denen die Polizei in Niedersachsen 2019 zu tun hatte.

Kurz vor Jahresende waren nach Angaben des Landeskriminalamtes in Hannover 1207 Namen in der Dauerdatei „Vermi/uTot“ verzeichnet. Im Dezember 2018 waren es mit 1237 Vermissten etwas mehr gewesen. Seitdem haben sich viele Altfälle geklärt und wurden aus der Datei gelöscht. Aber 319 neue, bislang ungelöste Fälle stammen aus diesem Jahr, wie eine LKA-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte.

„Viele Vermisstenfälle erledigen sich nach wenigen Stunden, andere nach vielen Jahren, wiederum andere erledigen sich nie“, sagte Sprecherin Katrin Gladitz. Mitte Februar dieses Jahres verschwand etwa ein 15-jähriges Mädchen aus Langwedel bei Verden. Einen Monat später ging die Polizei mit einer Fahndung an die Öffentlichkeit, weil eine Straftat nicht mehr ausgeschlossen schien. Nach sechs Wochen schließlich kehrte die Ausreißerin zu ihren Eltern zurück.

Bei einigen langjährigen Vermissten vermutet die Polizei, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Ende 2018 nahmen Ermittler sich noch einmal intensiv den Fall Katrin Konert vom Neujahr 2001 vor. Sie versuchten zu klären, warum die damals 15-Jährige aus Bergen an der Dumme bei Lüchow verschwand. Handzettel wurden verteilt, Beamte gingen von Haus zu Haus.

Ein Zeuge sagte, dass Katrin wohl als Anhalterin mitgenommen worden sei. Doch trotz 100 neuen Hinweisen konnte ihr Schicksal nach Angaben der Polizei Lüneburg bislang nicht geklärt werden. Der älteste Vermisstenfall bei der Polizei Niedersachsen datiert den Angaben nach von 1964.

„Je konkreter eine Gefahr für Leib oder Leben für die vermissten Person angenommen werden kann, desto intensiver werden die Ermittlungen geführt“, sagte Polizeisprecher Nils Matthiesen in Bremen. Im kleinsten Bundesland suchte die Polizei mit Stand Dezember nach 117 Vermissten, 33 neue ungeklärte Fälle stammten von 2019. Im Lauf des Jahres seien in Bremen 882 Menschen vermisst gemeldet worden. Davon klärten sich 849 Fälle, 5 der Vermissten wurden tot gefunden.

Aufsehen erregte in Bremen der Fall einer Mutter, die sich im Februar trotz einer ansteckenden Krankheit aus einer Klinik absetzte. Sie nahm ihre drei Kinder mit, für die sie kein Sorgerecht hatte. Im November wurde die Frau in Offenburg (Baden-Württemberg) gefunden. Zum Schicksal der Kinder hält sich die Polizei bedeckt: Sie seien „teilweise in Obhut des Jugendamtes“, heißt es.

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