Salzburg:Nashorn tötet Tierpflegerin

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Die Nashornanlage im Zoo Salzburg. (Foto: Barbara Gindl/AFP)

Die Frau galt als routiniert, das Tier aus dem Salzburger Zoo als pflegeleicht. Doch als die deutsche Tierpflegerin das 1,8 Tonnen schwere Nashorn mit einem Insektenstift eincremen will, greift es an. Ihr Mann eilt zu Hilfe und wird schwer verletzt.

Eine Routinearbeit endet tödlich: Im Zoo Salzburg hat ein 1,8 Tonnen schweres Nashorn eine 33 Jahre alte deutsche Tierpflegerin angegriffen und getötet. Das Unglück geschah vor den Augen ihres Ehemannes, der ebenfalls als Pfleger im Nashorngehege arbeitete. Er wurde am Dienstagmorgen schwer verletzt, als er seiner Frau zu Hilfe kommen wollte, teilte die Polizei mit. Die Frau war gebürtig aus München, lebte aber in Österreich. Der Mann ist Österreicher.

Die Frau sei am Brustkorb verletzt worden und trotz Wiederbelebungsversuchen noch an der Unfallstelle im Innenbereich der Nashorn-Anlage gestorben, berichtete die Geschäftsführerin des Zoos, Sabine Grebner, bei einer Pressekonferenz. Der Mann erlitt einen Oberschenkelbruch, als er das angreifende Tier in den Außenbereich ließ, um seine Kollegin zu schützen. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.

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"Wir sind natürlich tief bestürzt und geschockt", sagte Grebner. Die Pflegerin arbeitete seit 2014 im Zoo Salzburg und galt wie ihr österreichischer Kollege als sehr erfahren im Umgang mit Nashörnern. "Sie war immer sehr vorsichtig und sehr bedacht und hat ein extrem gutes Gespür für die Tiere gehabt", sagte die Chefin des Zoos.

Die Frau sei in den Morgenstunden getötet worden, als sie das Nashornweibchen namens Yeti mit einem Stift zum Schutz gegen Insekten eincremen wollte. Dies sei eine Routinearbeit, die zwischen März und Oktober täglich durchgeführt werde, sagte Grebner. Es sei noch unklar, weshalb das 30 Jahre alte Tier so reagiert habe. Alle vier Nashörner im Zoo seien an die Pflege gewöhnt und würden sich bürsten lassen, auf Zuruf ins Innengehege kommen und auch ohne Narkose Blutabnahmen dulden.

Nashorn wird wohl nicht eingeschläfert

Das Nashorn Yeti wurde in einem afrikanischen Tierreservat geboren und lebt seit 2009 im Zoo Salzburg. "Es ist unser kooperativstes Nashorn", sagte Grebner. Bislang sei der Umgang zwischen den Tierpflegern und dem Tier sehr unkompliziert verlaufen. Nach dem tödlichen Vorfall will der Zoo nun untersuchen, ob das Nashorn in der Nacht im Stall durch irgendein Vorkommnis aufgebracht worden sei.

Außerdem will der Zoo prüfen, wie die Pflege der Nashörner verändert oder verbessert werden kann und welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen eventuell getroffen werden müssen. Der Zoo Salzburg ist wie andere Zoos für Notfälle mit Waffen, Narkosegewehren und Pfeffersprays ausgestattet. Doch bei einem so plötzlichen Angriff mit direktem Kontakt zwischen Tier und Mensch "hilft ihnen einfach keine Waffe", sagte Grebner.

Die Geschäftsführerin deutete an, dass Yeti als Vertreterin einer gefährdeten Tierart nicht eingeschläfert werden wird. Das Tier werde auch nicht von seinen Artgenossen im Zoo isoliert, die Pflegeroutine müsse beibehalten werden. Der Zoo soll mindestens am Dienstag geschlossen bleiben.

Nach dem Tod der Pflegerin bleibt der Zoo Salzburg am Dienstag geschlossen. (Foto: Franz Neumayer/AFP)

Laut Grebner ist bislang in deutschsprachigen Zoos kein derartiger Angriff eines Nashorns vorgekommen. Die Tierschutzorganisation Peta wies jedoch in einer Stellungnahme darauf hin, dass es in Deutschland und der Schweiz in den vergangenen Jahren tödliche Unfälle mit Raubkatzen gegeben habe. Die Organisation fordert das Ende der Zoo-Haltung von Wildtieren.

Tödliche Zwischenfälle mit Tieren in Zoos sind sehr selten. 2013 tötete ein Tiger im Münsteraner Zoo einen Pfleger, der eine offene Schiebetür übersehen hatte. 2012 starb eine Tierpflegerin in Köln nach dem Biss eines Sibirischen Tigers. Sie hatte vergessen, die Raubkatze vor der Reinigung des Geheges einzusperren. Im Berliner Tierpark Friedrichsfelde wurde 2007 eine Pflegerin von einem 350 Kilogramm schweren Moschusochsen an einem Gitter erdrückt. Auch hier war die Gehegetür nicht richtig verschlossen.

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