Dänemark:Rettet das Fischbrötchen!

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Eine Möwe hält nach Leckerbissen Ausschau. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Die dänische Stadt Sønderborg hat genug von den Möwen, die sich ihr Essen zusammenklauen. Die Vögel dürfen geschossen, ihre Nester zerstört werden. Dabei zeigen die Erfahrungen: Das bringt nicht viel.

Von Dimitri Taube

Es reicht. Das Stibitzen von Fischbrötchen ist für Silbermöwen in Zukunft tabu, zumindest in Sønderborg in Dänemark. Den Vögeln droht dort der Abschuss, so regelt das jetzt die kleine Küstenstadt unweit der Grenze zu Deutschland. Zu oft haben es die Tiere auf die Leckerbissen der Menschen abgesehen.

Fischbrötchen sind also eine ernste Sache, aber nicht das einzige Problem - und längst nicht das größte. Die Tiere "schreien, scheißen und stehlen", zitiert der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (SHZ) Gastronomen aus dem 28 000-Einwohner-Ort Sønderborg. Und Möwen sind Allesfresser. Eigentlich hat die Natur das gut gemeint, da die Vögel auch kranke und tote Tiere fressen. Deshalb werden sie oft als "Gesundheitspolizei" bezeichnet. Nur: Im Zweifel begnügen sie sich eben auch mit Pommes, Pizza, Döner - und eben Fischbrötchen.

Nicht nur in Dänemark sorgen die Möwen für Ärger. Aus deutschen Küstenorten an Nord- und Ostsee kommen ähnliche Beschwerden. Inseln wie Sylt sind ebenfalls betroffen. Aber auch eine Großstadt wie Berlin. Silbermöwen können bis zu 30 Jahre alt werden und leben am liebsten in Küstengebieten, in denen es einfachen Zugang zu Nahrung gibt. Doch die Nahrungsgrundlage schwindet, deshalb suchen sie die Nähe zu den Leckereien der Menschen.

Sønderborg hat die Vögel lange gewähren lassen, sieht sich nun jedoch zum Handeln gezwungen, weil Möwen immer weiter in bebaute Gebiete vordringen, "wo sie Futter aus Mülltonnen fischen, in Restaurants vom Teller klauen und kleineren Vögeln Eier und Junge stehlen", wie die Stadt auf ihrer Internetseite schreibt.

Um der Plage zu begegnen, hat die Stadt entschieden: Vom 1. Februar bis zum 15. April eines Jahres darf jeder, der eine Genehmigung bekommt, Silbermöwen mit Waffen abschießen. Vom 1. April bis 31. Juli ist es erlaubt, Eier und Nester zu zerstören. Und vom 16. April bis 31. August darf man junge Silbermöwen schießen.

In anderen Städten, die Möwen schon vor längerer Zeit zum Abschuss freigegeben haben, hat sich die Situation kaum verbessert. In Aalborg dürfen die Tiere dem dänischen Rundfunk DR zufolge bereits seit 20 Jahren abgeschossen werden. Eine spürbare Wirkung? Fehlanzeige. Die Tiere seien immer wiedergekehrt, 2026 könnte die Finanzierung des Stadtjägers gestrichen werden.

Dann heißt es also weiterhin: Fischbrötchen für alle? Die Stadt Sønderborg will sich jedenfalls nicht allein auf den möglichen Abschuss verlassen. Sie gibt Einwohnern Tipps, wie sie selbst Maßnahmen ergreifen können, um zu verhindern, dass sich Möwen auf Grundstücken niederlassen. So dürfe es für die Vögel keine Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme geben, etwa aus Vogelhäuschen, offenen Tonnen oder Containern. Auf Flachdächern lasse sich ein Nestbau mit einem herumlaufenden Mähroboter verhindern. Auch zu Vogelspikes - wie man sie zum Beispiel von Bahnhofsgebäuden kennt - wird geraten. Doch die Verantwortlichen in Sønderborg wissen auch, mit wem sie es zu tun haben. Vorsichtshalber gibt die Stadt ihren Einwohnern noch mit auf den Weg: "Möwen sind schlau und deshalb kann man ihnen kaum ausweichen."

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