SZ-Kolumne "Mitten in ...":Der Schatz im Wildsee

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Ein SZ-Redakteur angelt in Tirol nach seinem versunkenen Autoschlüssel, findet aber etwas ganz anderes. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Seefeld

Letzter Urlaubstag, alle Koffer sind im Auto verstaut. Ein letzter Spaziergang zum Wildsee, der Sohn will Tretboot fahren. Gewünscht, getan. Kurz vor dem Ende der Rundfahrt macht es leise platsch. Das war der Autoschlüssel, aus der Hosentasche gerutscht. Langsam sinkt er Richtung Tiroler Seegrund. Das Wasser ist nicht sehr tief, aber trüb und sandig. Da hilft ein spontaner Sprung ins recht kühle Nass nicht weiter. Leise Panik breitet sich aus, doch das Strandbad ist für solche Fälle gerüstet. Man leiht uns einen starken Magneten an einem Seil. Damit gehen wir angeln, erst vom Boot aus, dann im See watend - und machen fette Beute: einen Schraubenschlüssel, ein verrostetes Vorhängeschloss, zahllose Nägel und eine 100-Lire-Münze, bestens erhalten. Damit werden wir jetzt den neuen Schlüssel und das neue Handy (an-)zahlen, weil das alte leider doch nicht wasserdicht war. Robert Probst

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Erfurt

An dieser Stelle könnte mal wieder eine dieser nörgeligen Bahn-Anekdoten stehen - und es geht ja schon gut los. Ein sommerlicher Samstagabend im ICE 1009 von Halle nach München. Als ich mich bei Erfurt in den Speisewagen setze, stelle ich fest: Es ist verdammt warm, die Klimaanlage ist ausgefallen, und auf dem Tisch liegt nur eine Notkarte. Typisch Deutsche Bahn. Der Frust verfliegt aber, je öfter der durchgeschwitzte Servicemitarbeiter durch den Gang eilt. Gut gelaunt serviert er kühle Getränke. "Eigentlich hätten wir gar nicht öffnen müssen", sagt er im Vorbeigehen. "Aber wir hatten Bock zu arbeiten." Kurz vor der Endstation gönnt sich das Dreierteam eine Runde Eis. "Das war wie sechs Stunden Sauna", hört man einen von ihnen sagen. Statt Nörgelei gibt es für diese Bahnmitarbeiter von mir nur Anerkennung. Und jetzt: kalt duschen! Thomas Balbierer

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Paris

Erstmals seit 2015 wieder in Paris. Wir retten uns vor Fahrrad- und E-Roller-Rowdys in die U-Bahn. Dort erklärt ein Plakat, dass die kleinen Fahrkarten aus Pappe abgeschafft wurden. Ausgehändigt bekommen wir: vier Fahrkarten aus Pappe. Beim ersten Drehkreuz funktioniert eine nicht, beim zweiten scheitern zwei. Am Schalter raunzt eine Frau, auf die Fahrkarten gehörten der Name und die Dauer des Aufenthalts, sonst: "Strafe!" Das eigentliche Problem interessiert sie nicht, sie öffnet bloß ein Drehkreuz und herrscht unseren Sohn an, der sich an Schranke eins versucht: "Trois!" An der nächsten Haltestelle versagen wieder zwei Tickets. Eine Frau stellt netterweise neue aus und rät: "Trennen Sie die Tickets stets vom Handy, sonst werden die Fahrkarten entmagnetisiert." Klingt fast wie eine gezielte Kampagne für eine Zukunft, die nicht von Pappe ist. Milan Pavlovic

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