SZ-Kolumne "Mitten in ...":Kommt ein Ei geflogen

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Um Abenteuer zu erleben, muss man das Haus gar nicht verlassen - manchmal genügt ein Blick aus dem Münchner Home-Office, hinüber zu den Lausbuben aus dem Nachbarhaus. Drei Anekdoten aus Deutschland und der Welt.

Mitten in ... München

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

In einem gedankenverlorenen Home-Office-Moment rutscht der Blick vom Bildschirm Richtung Fenster und bleibt am Haus gegenüber hängen. Dort stehen zwei Jungs auf dem Balkon, die sich beömmeln. Was es da zu lachen gibt? Man folgt der Szene und wird Zeuge eines Lausbubenstreichs. Einer der Knirpse schleudert Wasser aus einer Flasche auf die Straße. Als der Schwall eine Gruppe Teenager trifft, tauchen beide hinter der Balkonverkleidung ab. Unten heben sie noch irritiert die Köpfe, da fliegt schon das nächste Geschoss. Diesmal: ein rohes Ei. Es verfehlt die Clique und platzt auf einem Gully. Den Beschossenen reicht es, mit einer Handvoll Müll feuern sie zurück, treffen jedoch den falschen Balkon. Genervt ziehen sie ab. Der Blick wandert wieder zum Laptop, aber ein Gedanke bleibt: Künftig wird um den Balkon ein großer Bogen gemacht. Thomas Balbierer

Mitten in ... São Vicente

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Elf Uhr vormittags am Aeroporto International Cesaria-Évora auf der Kapverdeninsel São Vicente. Am Eingang prüfen mehrere Wachleute Impfnachweis, Pass und Bordkarte. In der Abflughalle geht es geschäftig zu: Zwei Souvenirshops, eine Snackbar mit frischen Thunfischpasteten, ein Infostand und die Gepäckaufgabe warten auf Klientel. Bizarr nur: Laut Anzeigetafel gibt es am gesamten restlichen Tag noch genau zwei Abflüge, beides Propellermaschinen einer angolanischen Line, die Nachbarinseln ansteuern. Während man als Europäer reflexartig die Wirtschaftlichkeit dieses Flughafens hinterfragt, tritt eine dreiköpfige Frauengruppe mit roten Uniformen auf. Eine Passagierbefragung, man wolle die Zufriedenheit der Kunden mit dem Flughafen ermitteln. Tja, was soll man sagen. Man fühlt sich bestens versorgt. Alles gut. Vielen Dank. Patrick Illinger

Mitten in ... Gräfelfing

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die wahren Abenteuer erlebt man heutzutage beim Boostern. Vier Stunden Warten vor dem Impfzentrum im Bürgerhaus Gräfelfing, und das bei zwei Grad Celsius - da denkt man schnell an Robert Scott, Fridtjof Nansen und die anderen Polarforscher, über die man einst gelesen hatte. Dabei wollten die Leute von der Gemeinde Gräfelfing alles so erträglich wie möglich machen. An einem Standl gab es heißen Tee gratis (wahlweise Früchte oder Kräuter). Und dann der Moment, an dem die Impflinge das warme Bürgerhaus erreicht hatten. Eine große Katze begrüßte sie, grau-schwarz mit einem Hauch Siam. Sie streifte um die Beine der Helfer vom Malteser-Hilfswerk und ließ sich bereitwillig von Geimpften und noch zu Impfenden kraulen. So ganz vorschriftsmäßig war das vermutlich nicht. Aber welches Abenteuer ist schon vorschriftsmäßig? Nikolaus Piper

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