SZ-Kolumne "Mitten in ...":Roller trifft Rollkoffer

Lesezeit: 2 Min.

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin tut was für ihr Gute-Taten-Konto und hilft einer alten Dame beim Koffertragen. Aber das neu erworbene Karma hält nicht lange an. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... München

Gerade fährt die S-Bahn ein, da bremst einen das Gewissen aus: Eine Seniorin müht sich mit ihrem Koffer ab, also trägt man ihr das Gepäck die Treppe runter und nimmt, mit einem selbstzufriedenen Blick aufs Karma-Konto, die nächste Bahn. Am Hauptbahnhof angekommen, wird für die Weiterfahrt umgehend ein Mietroller angepeilt, um den Zeitverlust auszugleichen. Handy-App gezückt, Helm auf, los geht's! Mit einem Satz hoppelt der Roller nach vorn und rumpelt in den Hartschalenkoffer einer alten Dame, die an der Ampel steht - eben jene Dame, der man kurz zuvor noch helfend zur Seite stand. Doch der Helm verhindert, dass sie einen erkennt, und so verkündet man mit erhobenen Händen: "Ich bin die Frau, die Ihnen gerade den Koffer getragen hat!" Worauf ihre Empörung einem fragenden Ausdruck weicht, als sie entgegnet: "Aha. Und, sind wir jetzt quitt?" Violetta Simon

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... San Antonio

Die Soldatin durfte als Erste einsteigen, so ist das in Amerika. Vorneweg außer den Passagieren aus der Business Class auch die Mitglieder der US Army. "Thank you for your service", sagen die Leute am Gate und in der Maschine, danke für den Dienst an der Nation. Jetzt sitzt die Frau in Uniform auf einem Mittelplatz, Reihe 22, American Airlines von San Antonio nach Charlotte. Sie ist jung, hat Kopfhörer in den Ohren und holt zwei Dinge aus ihrem Armeerucksack: eine Kuscheldecke mit Weihnachtsmotiven, darunter ein Bär mit roter Mütze, sowie einen Kuschelbären mit blauer Kapuze. Sie legt den Kopf auf die Kuscheldecke, nimmt das Stofftier in den Arm und schläft ein. Wer weiß, wohin die Reise im Auftrag der Vereinigten Staaten am Ende geht. Gott segne Sie alle, sagen US-Präsidenten, und möge Gott unsere Truppen beschützen. Peter Burghardt

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Bad Bocklet

Futterneid gibt es nicht nur zwischen Tieren. Wenn der Mensch ein Steak verspeist und der Hund sabbernd dabei zuschauen muss, ist das auch eine Art von Nahrungskonkurrenz. Bei der Ayurveda-Kur in Bad Bocklet sind die Rollen allerdings vertauscht. Während das Herrchen Getreidebrei, gedünstetes Gemüse und dünne Süppchen schlabbert, genießt der mitgereiste Hund seine gewohnte Futtermischung. Im Kurpark stürzt sich der verfressene Labrador trotzdem hemmungslos auf das am Boden verstreute Vogelfutter. Ob man auch mal ein Körnchen ...? Nein, das wäre würdelos. Etwas neidisch bin ich auch auf Oskars "Schwarzkümmel-Snacks" mit Getreide und Kräutern. Die Leckerlis schmecken gar nicht so übel, wie anonyme Informanten im Selbstversuch herausgefunden haben (Namen der SZ bekannt). Ist Schwarzkümmel nicht auch ayurvedisch? Titus Arnu

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