Mitten in ... Propriano
Vom Meer her weht eine Brise, es wird gleich dunkel in Propriano, jetzt nur noch rasch den Parkschein bezahlen. Ist bestimmt wieder einer dieser neuen Automaten, die mittels digital erfasster Autokennzeichen funktionieren - muss man auch erst mal kapieren, dass das Gerät den Parkschein schluckt und man trotzdem rausfahren kann. Überall auf Korsika stehen diese supersmarten Dinger. Nur wo ist hier der Schlitz? Zu blöd, dass man die Lesebrille vergessen hat. Der "Distributeur Automatique" leuchtet marineblau, so was können sie, die Franzosen, das hat Stil. Muss man den Schein vielleicht einfach nur vor das Display halten? Fehlanzeige - bis einem endlich ein Licht aufgeht, während sich die 13-jährige Tochter schon schlapp lacht. Der Parkscheinautomat steht zehn Meter weiter rechts. Das hier war der vollautomatische und absolut idiotensichere Eiswürfel-Automat. Christian Mayer
Mitten in ... Berlin
Wir Münchner sind mit Franz Hessels "Lehrbuch der Kunst in Berlin spazieren zu gehn" in der Tasche angekommen. "Ganz nahe dem Zauber der Stadt, von dem sie selbst kaum weiß", heißt es da, Erstausgabe 1929. Die Berliner Freunde, denen wir den Band mitgebracht haben, zucken mit den Schultern. Nie gehört. Also ziehen wir selbst los mit unserem Hessel und dem Vorsatz, auf alten Pfaden zu wandeln. Bergmannstraße, Kreuzberg, Anfang der 90er war das dort wie im New Yorker Village. Dort haben wir zum ersten Mal American Cheesecake gegessen. Gibt's heut an jeder Ecke, auch vegan. Aber dem Zauber Berlins sind wir hier immer noch recht nah: Ein Mann starrt in ein Schaufenster. Dreht sich kurz um und sagt im strengen Ton: "Und ihr, ihr lauft mir jetzt nicht weg!" Er spricht zu den drei Blumentöpfchen am Boden, mit denen er spazieren geht. Jutta Czeguhn
Mitten in ... München
Ein vietnamesisches Tagesrestaurant. Man bestellt hier am Tresen gleich vor der Garküche, sucht sich dann einen Tisch und bekommt das Essen später dort serviert. Ein Gast bringt seinen vollen Teller zurück: Er habe das Gericht mit Shrimps gewollt, da sei jetzt aber was anderes drin. Der Mitarbeiter am Tresen antwortet: "Ja, gut, machen wir gleich für Sie neu." Gast: "Oder ich esse es trotzdem auf, wie es ist, und wir können am Preis was machen ...?" Mitarbeiter: "Kostet das Gleiche. Machen wir neu." Gast: "Aber dann schmeißen Sie das hier ja in den Müll, oder? Das wäre doch schade." Mitarbeiter: "Nein, nein. Wir essen das später." Dann stellt der Mitarbeiter den vollen, zurückgebrachten Teller neben seinen Kollegen in der Garküche ab, der Gast kehrt verdattert an seinen Tisch zurück. Was mit diesem Teller geschah? Wer weiß. Marc Schürmann
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