SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ein Geschenk des Himmels

Lesezeit: 2 min

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Autorin weigert sich, ihrem Kind in Genua einen blinkenden Luftballon zu kaufen. Doch da greift der liebe Gott ins Geschehen ein. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Genua

Man könnte schon meinen, Luftballonverkäufer seien nur dazu da, Eltern von kleinen Kindern zu ärgern. Am Alten Hafen von Genua wedelt ein besonders hartnäckiger Vertreter demonstrativ mit einem blinkenden Luftballon vor den Augen einer Vierjährigen herum. Doch die Eltern bleiben konsequent, ein Nein ist ein Nein, das Kind zieht murrend weiter. Eine halbe Stunde später, die Familie ringt in den Gassen des Centro Storico um Orientierung, treibt wie aus dem Nichts ein rosa Luftballon über eine Piazza. Das Kind springt hin, wo kommt der denn her, das gibt's doch nicht. "Un regalo del cielo", sagt eine Frau, die die Szene beobachtet hat. Ein Geschenk des Himmels? Vom Allmächtigen? Im Ernst jetzt: Es darf ja nun jeder glauben, was er möchte. Aber dass der liebe Gott einem in pädagogischen Fragen derart in den Rücken fällt, ist echt nicht in Ordnung. Franziska Gerlach

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Korfu

Abseits der Kieselstrände und Tavernen steht im Inselinneren von Korfu in einem Olivenhain ein kleiner Ort der Nächstenliebe. Dort angekommen, erzählt die Leiterin des Domizils für ausrangierte Tiere, wie schwer sie es hier alle haben. Die Esel, die von ihren Bauern durch Maschinen ersetzt wurden. Die Hähne, die für ihre Halter wertlos sind, weil sie keine Eier legen. Und die Hunde natürlich, die nach dem Tod ihrer Herrchen die Welt nicht mehr verstehen. Alle landeten sie irgendwann auf diesem Gnadenhof. Ein kleines Team füttert die Verstoßenen nun, versorgt sie medizinisch. Alles rührend, alles schön. Doch warum nur spricht keiner von den Katzen, die hier ja auch herummiauen, die aber weder traurig noch klapprig aussehen? "Na ja", sagt die Leiterin. "Denen geht es prächtig. Die kommen nur her, weil es hier Futter gibt." Marcel Laskus

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Washington

Falls jemand den schrägsten Laden von Washington, D.C., sucht: Er steht in der 14. Straße und heißt "Monarch Novelties". Das Geschäft verkauft alles außer Neuheiten, davor und darin herrscht eisernes Regiment. "Nicht rauchen, nicht parken, kein Telefon", befiehlt ein Pappschild draußen und "Knock heavy". Man hämmert an die Tür, der vermummte Besitzer taucht aus dem Gerümpel auf. Er ist sagenhaft unfreundlich, aber irre sortiert. Der Grantler kramt Hexenhut und Plastikmaske noch hervor, wenn zum Beispiel Verkleidungen für Halloween anderswo ausverkauft oder zu teuer sind. Im vollgestopften Schaufenster lagern unter anderem ein JFK-Poster, ein Flugzeug und ein Baseball, Letzterer aufblasbar. Kann man immer brauchen. Aber nicht rauchen, das Fahrrad woanders parken und nicht telefonieren, wie gesagt. Peter Burghardt

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