SZ-Kolumne "Mitten in ...":Ente Gelände

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Ein SZ-Redakteur wird im höchstgelegenen Dorf Großbritanniens kalt erwischt. Das Problem: Quietscheentchen. Oder besser gesagt: keine Quietscheentchen. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Flash

Seit Tagen hat man sich darauf gefreut. Und jetzt? Haben sie das offenbar berühmte, jedenfalls groß beworbene Entenrennen von Flash abgesagt. Flash ist aber auch an entenrennfreien Tagen eine Reise wert. Die Einwohner, die alle in den Pub "The New Inn" passen und diesen offenbar auch nur selten verlassen, sind stolz darauf, im höchstgelegenen Dorf Großbritanniens zu wohnen. Flash in Staffordshire liegt 1519 Fuß (463 Meter) über dem Meer, also in eisigen Höhen. Im New Inn, "Britain's Highest Village Pub", wird erzählt, es sei mal so kalt gewesen, dass der Pfarrer mit Eiszapfen an den Ohren in die Kirche kam. Das "Duck Race" (bei dem Quietscheentchen gegeneinander angetreten wären) sei aber nicht kältebedingt ausgefallen. Sondern weil nach einem Sommerregen die Pferdekoppel überschwemmt war, die diesem Großereignis als Parkplatz hätten dienen sollen. Boris Herrmann

(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Mitten in ... Neapel

Der Golf von Neapel ist zu schön, um hier sein Leben zu riskieren, aber was bleibt einem übrig, wenn alle Süditaliener so Auto fahren, als wären ihre Wagen mit Drachenblut lackiert, unzerstörbar. "Ich fahre, also bin ich", denkt sich auch Antonio C., der seine vier Gäste bei 35 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit durch das Verkehrsfegefeuer Neapels lenkt. Wozu Fahrspuren einhalten, warum blinken, Abstand wahren nur Deutsche, und wer braucht eigentlich Gurte, am Golf sind wir eh schon im Paradies, viel kann nicht mehr passieren. Antonio C., Schlawiner seit 68 Jahren, weiß das, deshalb steckt in der Buchse neben seinem Sitz auch nur eine Anschnallattrappe - um das Warnsignal abzuwürgen, nervt halt auch. Früher haben sie sich das selbst zusammengebastelt. Heute ist der Gurtfake wie ein Stück Parmigiano: ein Lebensgefühl, erhältlich im Supermarkt. Carolin Werthmann

(Illustration: Marc Herold) (Foto: N/A)

Mitten in ... Rhodos

Der Flughafen Rhodos, vernetzt mit der Fraport AG, ist modern, übersichtlich, sauber. Nur bei der Toilettentechnik hapert es. In der ersten Kabine fehlt die Blende mit dem Spülknopf. Die zweite Toilette sieht perfekt aus, doch beim Drücken des kleinen Knopfes bleibt der Mittelfinger im Gehäuse stecken und kommt, im Reflex herausgezogen, als blutig-geschredderte Masse wieder zum Vorschein. Im Duty-Free-Shop desinfiziert die Besitzerin des Fingers diesen aus Furcht vor internationalen Klo-Keimen vorsichtshalber fünfmal und verarztet ihn. Zurück in der Wartehalle fällt ihr Blick auf einen Mann, der aus der Herrentoilette kommt, den Arm eingebunden bis zum Ellbogen. Ihren eigenen zugepflasterten Finger begutachtend, schießt ihr der Gedanke durch den Kopf: Oh, oh, der hat wohl den großen Knopf gedrückt. Susanne Perras

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