SZ-Kolumne "Mitten in":Ein Himmel voller Viren

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Ein SZ-Redakteur erlebt im nächtlichen Dresden eine Corona-Explosion - allerdings eine leuchtend schöne. Drei Anekdoten aus Deutschland.

Mitten in ... Dresden

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Fallzahlen hoch, die Impfquote niedrig. Sachsen ist, wie man weiß, ein von der Pandemie besonders gebeuteltes Land. Kein Wunder also, dass an einem klirrend kalten Samstagabend am Elbufer der Jüngste Tag über Dresden zu kommen scheint: eine Explosion, die aus dem Nichts die Stille der Nacht durchbricht. Dann noch ein Knall und noch ein Knall, wie Salven aus Kanonen. Am schwarzen Himmel sind bunte Linien zu sehen, pink, grün, blau. Aus einem Zentrum heraus schweifen sie in alle Richtungen. Und Moment mal, genau so sieht doch das Coronavirus aus, wenn man es unter dem Mikroskop betrachtet. "Sächsische Variante", sagt eine Frau trocken, die ebenfalls auf der Augustusbrücke stehend nach oben blickt. Stimmt hoffentlich nicht. Denn das hier ist nur ein Feuerwerk. Aber wie beim Virus bleibt auch dessen Absender im Dunkeln. Marcel Laskus

Mitten in ... Fürstenfeldbruck

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Ein Rettungswagen kann es eilig oder sehr eilig haben. Dieser hier, der einem da in Fürstenfeldbruck im Wohngebiet entgegenrauscht, hat es sehr eilig. Blaulicht, Martinshorn, die Lizenz also, die Tempo-30-Zone zu ignorieren. Man hält sich äußerst rechts, er soll unbedingt allen Platz bekommen, den er braucht. Alte Angewohnheit: beim Näherkommen den Rettungswagenfahrer angucken. Schaut er nervös, gehetzt, besorgt, womöglich sogar panisch? Sieht man seinem Gesicht an, dass er grad innerlich fleht, lieber Gott, mach, dass ich noch rechtzeitig bei dem Patienten ankomme? In diesem Fall nicht. Stattdessen: Der Fahrer - gähnt. Zieht den Mund gemütlich auf, hält sich keine Hand davor, während er, tatütata, in vollem Tempo um die Ecke düst. Gähnen auf dem Weg zum Retten, ein Profi halt; irgendwann ist alles Routine. Detlef Esslinger

Mitten in ... Wiesbaden

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Es ist ein Geduldsspiel, in Wiesbaden einen Parkplatz zu finden. Überall Parkverbote, Anwohnerparkbereiche, Einbahnstraßen. Endlich, in der Friedrich-Otto-Straße: eine Parklücke! Und in der gesamten Straße kein einziges Parkverbotsschild. Später klemmt trotzdem ein Strafzettel unter dem Scheibenwischer. Warum? Ich frage bei der Verwarngeldstelle nach, die Antwort: Anwohnerparkzone. Der anschließende Schriftverkehr gestaltet sich kafkaesk. Ich lege Widerspruch ein, weil in der Straße kein Verbotsschild steht, die Behörde beruft sich auf den Paragrafen soundso und bleibt dabei: Parken nur für Anwohner. Aber woher soll das der Nichtanwohner wissen, wenn kein Schild darauf hinweist? Am Ende gebe ich auf und zahle die zehn Euro. Aber es kommt mir vor wie ein klassischer Schildbürgerstreich, besser gesagt, wie ein Nichtschildbürgerstreich. Titus Arnu

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