Mitten in ... Dandong
Abends am Grenzfluss Yalu zwischen China und Nordkorea: Drüben sind keine Lichter zu sehen. Vielleicht stehen der Vergnügungspark und die Wohnblöcke dort leer, vielleicht gibt es auch nur keinen Strom gerade. Am chinesischen Ufer in der Grenzstadt Dandong jedoch: grell leuchtende Fassaden wie in einem amerikanischen Weihnachtsfilm. Draußen sind Minusgrade, doch Hotelzimmer, Karaoke-Bars und Taxis werden auf muckelige 28 Grad aufgeheizt. Dazu legt der Fahrer "Ich hab dich lieb" von Jamba-Häschen Schnuffel auf. Wer Abkühlung will, muss das Fenster aufreißen. Wer es noch kälter mag, kann auch auf die Brücke gehen, die die Amerikaner im Koreakrieg bombardierten. Da bläst der Wind ganz schön. Zum Glück gibt es im Souvenirladen Schnaps, abgefüllt in Handgranaten. So kommt man schnell wieder auf Temperatur. Florian Müller
Mitten in ... Lwiw
Am Nachbartisch in einer Kneipe in Lwiw, ganz im Westen der Ukraine, sitzen fünf Soldaten. Die Männer kommen von einem Training in Grafenwöhr, müssen morgen einrücken und zurück an die Front. Sie trinken Bier und Schnaps. Drei von ihnen sind sehr aufgekratzt. Die beiden anderen sitzen still daneben. Die lauten Soldaten prosten uns zu, verschenken Abzeichen ihrer Einheit und fordern ein Gruppenbild. Wir stellen uns auf. Der Soldat neben mir, einer der beiden Stillen, fragt, woher wir kommen. "München", sage ich. Er öffnet den Reißverschluss seines Pullis. Darunter trägt er ein FC-Bayern-Trikot. "I love FC Bayern", sagt er mit traurigen Augen. Und dann sagt er es wieder und noch mal und dann noch mal. Mehr Worte haben wir nicht. Wir umarmen uns kurz, so eine unsichere Kumpelumarmung. Und ich denke: Bitte bleib am Leben, Junge. Sebastian Herrmann
Mitten in ... Laranjeiras
Der wunderschöne Strand Praia do Sono an Brasiliens grüner Küste ist nur zu Fuß erreichbar. Etwa eine Stunde geht es auf einem Pfad durch den Regenwald, zurück solle man ein kleines, motorisiertes Taxiboot nehmen, hatte der hilfsbereite Einheimische am Vortag erklärt. Was er verschwiegen hat: Der Bootsfahrer bringt die Sonnenverbrannten lediglich zu einem Steg in der benachbarten Gated Community Laranjeiras. Dort werden die sandigen Passagiere ohne Erklärung, aber sehr bestimmt in einen grauen Van gescheucht und, vorbei an Hubschrauberlandeplatz und gestapelten Luxusyachten, durch ein streng bewachtes Stacheldrahttor zurück zur Landstraße gebracht. In Laranjeiras dürfen sich nämlich nur Superreiche frei bewegen. Das hatte der Einheimische also gemeint, als er einen unvergesslichen Strandtag versprach. Nadja Lissok
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