SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ruby und das Riesenreptil

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(Foto: Sergey Krasovskiy/Reuters)

Ein elf Jahre altes Mädchen findet am Strand ein kleines Stück Knochen. Jetzt, vier Jahre später, ist klar: Sie hat damit eine große Entdeckung gemacht.

Von Alexander Menden

Die Welt der Saurier ist eine Welt der Superlative. Immer wieder mal werden Oberschenkelknochen von Sauropoden gefunden, die so gigantisch sind, dass manch anderer Saurier dreimal hineinpassen würde. Als größter gilt derzeit allgemein Argentinosaurus, der maximal geschätzte 35 Meter Länge und 80 Tonnen Gewicht erreichen konnte. Um den Titel des größten Fleischfressers streiten sich - posthum - T-Rex (circa 16 Meter) und Spinosaurus (circa 18 Meter, zusätzlich: ein super Rückensegel). Und auch in den Meeren tummelten sich ziemlich voluminöse Reptilien, darunter der fischförmige Shonisaurus, der mit geschätzten 21 Metern Länge bisher als der größte Ichthyosaurier galt.

Doch Paläontologen graben wie erwähnt von Zeit zu Zeit etwas noch Größeres aus. Wie Ruby Reynolds, die 2020 an der Küste der englischen Grafschaft Somerset an der Meeresmündung des Flusses Severn auf das Fragment eines riesigen Kieferknochens stieß. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Teile hinzu, die sich wie ein Millionen Jahre altes Puzzle zusammenfügen. Die Fossiliensuche endete im Oktober 2022 mit der Bergung des letzten Knochenstücks und führte zur Entdeckung einer neuen Ichthyosaurierart, die mit 25 Metern Länge so groß wie ein Blauwal und damit wohl das größte bisher entdeckte Meeresreptil war. Die an der weiteren Grabung beteiligten Wissenschaftler der Universität Manchester haben sie "Ichthyotitan severnensis" genannt, was so viel bedeutet wie "Riesenfischechse aus dem Severn".

Das vielleicht Erstaunlichste an diesem Fund war aber nicht seine Größe, sondern dass seine Entdeckerin, eben jene Ruby Reynolds, zum Zeitpunkt des Fundes erst elf Jahre alt war. "Ich bin sehr stolz darauf, an einer wissenschaftlichen Entdeckung wie dieser mitgewirkt zu haben", sagt Ruby. Kann sie auch sein. Immerhin darf sie sich nun, als gleichberechtigtes Mitglied der Wissenschaftlergruppe aus Manchester, im Alter von 15 Jahren als eine der jüngsten Paläontologinnen mit einer eigenen wissenschaftlichen Publikation im Fachmagazin "PLOS Online" bezeichnen. Auch das ist ein ziemlich beeindruckender Superlativ.

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