Ist es vielleicht ein überdimensionaler Cocktail? Eine Art Tequila Sunrise mit überbordenden Minzblättern? Oder doch eher eine verkümmerte Zimmerpflanze, wie andere sagen? Madrid rätselt über das Wesen eines Lichtkunstwerks, das nun, seit vor einer Woche die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt eingeschaltet worden ist, abendlich auf der Prachtstraße Calle de Gran Vía leuchtet. In Rot, Grün und ein bisschen Gelb.
Das Urteil falle nicht gut aus, diagnostiziert die Zeitung El Confidencial: Ein "großer Kitsch-Wettbewerb" sei das, was in diesem Jahr eine dreiköpfige Designergruppe auf der Kreuzung der Gran Vía mit der Calle de Alcalá platziert hat, allem voran das Ding mit den Blättern, kritisierten viele in den sozialen Medien.
Dass die Designer erklärt haben, es handele sich um eine Pflanze der Art Euphorbia pulcherrima, zu Deutsch Weihnachtsstern (auf Spanisch auch Osterblume), macht die Sache in den Augen vieler Betrachter nicht besser. Das Wort "Horror" taucht jedenfalls auffallend häufig auf.
Vielleicht schwingt bei den Kritikern auch eine Portion Konservativismus mit und sie vermissen die in vergangenen Jahren an gleicher Stelle platzierte Weihnachtskugel, die nun einen anderen Platz erhellt. Oder es gibt eben doch viele Fans eher klassischer Motive wie stilisierte Geschenkpakete, Schlitten mit Weihnachtsmann und die in Spaniens Städten weitverbreiteten haushohen Kegel aus Tausenden LEDs, die entfernt an eine Nordmanntanne erinnern, auch wenn die Farbgebung alles andere als grün ist.
Für die abendliche Festbeleuchtung hat Madrid jedenfalls keinen Aufwand gescheut: Bis zum 7. Januar können Besucher und Einwohner an 230 Stellen der Stadt Installationen aus insgesamt 11,8 Millionen LEDs bewundern (oder beschimpfen) - von den klassischen Weihnachtskrippen bis zu esoterischen Lichtbögen und Rechtecken, von den mitunter rot-violett gemusterten Tannenkegeln bis zu fast sommerlich wirkenden Kirschbaummotiven. Über dem zentralen Platz des LGBTQ-Viertels Chueca hängen Sternenketten in, man ahnt es, den Farben der Regenbogenfahne. Und dann gibt es eben noch den "Erdbeermojito", wie das Ding auf der Gran Vía auch betitelt wurde.