SZ-Kolumne "Bester Dinge":In der Holzklasse

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(Foto: Tom King/Mirrorpix/Getty Images)

Ein heimwehkranker Waliser will weg aus Australien und verschickt sich selbst per Luftpost. Jetzt, fast 55 Jahre später, macht er sich auf die Suche nach den Männern, die ihn verpackten.

Von Viktoria Spinrad

Nacht für Nacht kommen sie, die Träume von Sonne und Palmen, Abenteuer und Rausch, Geselligkeit und Selbstvergessenheit. Neuronales Feuerwerk aus Fernweh, der Beat dieser Zeit.

Vielleicht trieb ja auch den Waliser Brian Robson das Fernweh, als er sich in den Sechzigern nach Australien aufmachte, um dort für die Victorian Railways zu arbeiten. Ein wahr gewordener Traum? Mitnichten. Sobald er in Oz angekommen war, wollte er schon wieder weg, erzählte er der BBC. Da er aber nicht genug Geld für die teure Heimreise hatte, musste eine kreative Lösung her. Über die hat er nun ein Buch geschrieben.

Er kaufte sich eine Holztruhe, so groß wie ein Mini-Kühlschrank, ließ sich von zwei flüchtigen Bekannten einnageln und verschickte sich selber per Luftpost. Mit an Bord: sein Koffer, zwei Kopfkissen, eine Taschenlampe, zwei Flaschen - eine mit Wasser und eine für seinen Urin - und ein Buch mit Beatles-Liedern, Seelenschmaus für die einsamen Stunden.

Davon gab es denn auch einige. Statt der geplanten 36 Stunden war er vier Tage unterwegs und landete doch nicht am richtigen Ziel. Wegen eines Problems mit dem Flieger wurde er statt nach London nach Los Angeles verfrachtet, wo ihn FBI-Beamte filzten. Zurück auf die heiß geliebte Heimatinsel schaffte er es dann doch noch, per First-Class-Flug, steif und humpelnd kam er an.

Nun sucht Robson, heute 75, nach Paul und John, Nachnamen unbekannt, seinen beiden Fluchthelfern. Er würde sie gerne auf einen Drink einladen, sagte er der Irish Times. Ein Umtrunk nach all den Jahren? Das wäre doch wirklich ein wahr gewordenes Träumchen.

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