Kriminalität - Stuttgart:Wieder Krawallstimmung in Stuttgart: Verweilverbot möglich

Baden-Württemberg
Einsatzkräfte der Polizei laufen über den Schlossplatz. Foto: Christoph Schmidt/dpa (Foto: dpa)

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Stuttgart (dpa/lsw) - Erneut marschiert die Polizei auf, wieder fliegen Flaschen, es wird beleidigt und gestoßen: In der Stuttgarter Innenstadt sind am späten Samstagabend bei Auseinandersetzungen zahlreicher junger Menschen mit der Polizei mehrere Polizisten verletzt und Randalierer vorläufig festgenommen worden. Das könnte Folgen haben für die kommenden Wochen, weil die Stadt nach den Unruhen die Zügel in der City strammer ziehen will. Auch in Heidelberg war die Polizei an der Neckarwiese wieder im Einsatz.

Nach Angaben der Stuttgarter Polizei hatten sich teilweise zwischen 500 und 600 Menschen an der populären Freitreppe am Schlossplatz versammelt, die bereits am Abend zuvor geräumt worden war. Die Stimmung sei in der Nacht zum Sonntag gekippt, als Polizisten Feiernde wegen des geltenden Alkoholverbots und der Corona-Auflagen für Versammlungen ansprachen. "Offenbar kam es dort unvermittelt zu Flaschenwürfen in Richtung der Einsatzkräfte", sagte ein Polizeisprecher.

Als die Polizeibeamten die Freitreppe erneut räumten, flogen weitere Flaschen, Polizisten wurden nach eigenen Angaben massiv beleidigt und es kam zu Auseinandersetzungen. Auch Pfefferspray sei eingesetzt worden, hieß es.

Insgesamt wurden laut Polizei sechs Menschen vorläufig festgenommen, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Fünf Polizisten seien verletzt worden, bis sich die Lage in der Innenstadt gegen 2.00 Uhr am Sonntagmorgen beruhigte.

"Es ist verständlich, dass es die Menschen nach der langen Durststrecke ins Freie zieht - solange das friedlich und im Rahmen der geltenden Regeln geschieht", sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl am Sonntag nach dem Polizeieinsatz. Das Verhalten an der Freitreppe sei dagegen "völlig unverständlich und absolut inakzeptabel" gewesen.

Seit dem vergangenen Donnerstag müssen Stuttgarter erstmals seit Wochen nicht mehr um 22.00 Uhr zuhause sein. Das Alkoholverbot an vielen öffentlichen Plätzen in Stuttgart besteht allerdings weiter. Nun könnten schärfere Auflagen folgen: Nach dem Großeinsatz prüfen Stadt und Polizei ein Verweilverbot für die beliebten Bereiche in der City. "Dieses könnte freitags und samstags in der Zeit von 22.00 bis 6.00 Uhr bis zum Beginn der Sommerpause Ende Juli gelten", sagte Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Clemens Maier. "Ein Verweilen und Lagern würde dann an diesen Orten nicht mehr möglich sein."

Die Bilder aus der Stuttgarter Nacht wecken Erinnerungen an die sogenannte Stuttgarter Krawallnacht im Juni 2020. Damals hatten Dutzende Menschen, vor allem junge Männer, in der Stuttgarter City randaliert. Zahlreiche Polizeibeamte waren verletzt und Schaufenster von Geschäften zerstört worden. Die Vorfälle hatten bundesweit Schlagzeilen und Debatten ausgelöst, Dutzende Beteiligte wurden bereits verhaftet, viele zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. "Das ist aber nicht vergleichbar", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Stimmung sei zwar aggressiv gewesen und aufgeheizt, aber keineswegs in diesem Maß.

Auch in Heidelberg griff die Polizei nach den jüngsten Ausschreitungen an der Neckarwiese erneut ein: Die Stadt sei am späten Abend an einigen Stellen so voll gewesen, dass es kaum möglich gewesen sei, durch die Straße zu kommen, teilte die Polizei mit. Es seien speziell geschulte Kommunikationsbeamte eingesetzt worden. Zwischen 80 und 100 Jugendliche und junge Erwachsene seien dennoch aggressiv und provokant aufgetreten. Gegen mehrere Menschen werde nach Auseinandersetzungen wegen Körperverletzung ermittelt.

© dpa-infocom, dpa:210530-99-795038/6

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