Hannover:Ministerin pocht nach Heimskandal auf Mitarbeit aus Rumänien

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Hannover/Bukarest (dpa/lni) - Nach Misshandlungsvorwürfen gegen Verantwortliche eines deutschen Heims für Schwererziehbare in Rumänien pocht Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann auf die Mitarbeit der dortigen Behörden. "Ich hoffe, dass die rumänischen Behörden endlich Informationen zu den erhobenen Vorwürfen bereitstellen und den Zugang zu den von ihnen in Obhut genommenen Kindern ermöglichen", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag. Von den vier in Obhut genommenen Jugendlichen stamme einer aus Niedersachsen.

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Hannover/Bukarest (dpa/lni) - Nach Misshandlungsvorwürfen gegen Verantwortliche eines deutschen Heims für Schwererziehbare in Rumänien pocht Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann auf die Mitarbeit der dortigen Behörden. „Ich hoffe, dass die rumänischen Behörden endlich Informationen zu den erhobenen Vorwürfen bereitstellen und den Zugang zu den von ihnen in Obhut genommenen Kindern ermöglichen“, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag. Von den vier in Obhut genommenen Jugendlichen stamme einer aus Niedersachsen.

Die Deutsche Botschaft in Bukarest habe lediglich in Erfahrung bringen können, dass die in Obhut genommenen Jugendlichen sich „in einem geschützten Haus“ befinden und „mit allem versorgt werden“. Die Botschaft wolle sich beim rumänischen Staat für konsularischen Zugang zu den in Obhut genommenen Jugendlichen und zumindest für die Möglichkeit telefonischer Kontaktaufnahme einsetzen. Auch das Land Niedersachsen werde sich an die rumänischen Behörden wenden, teilte das Sozialministerium mit.

Vergangene Woche waren Vorwürfe gegen die von einem deutschen Ehepaar geführte Einrichtung, die aus deutschen Staatsmitteln mitfinanziert wird, bekanntgeworden. Jugendliche seien dort „in Bedingungen wahrhafter Sklaverei“ zur Arbeit ausgebeutet und „mit barbarischen Methoden“ behandelt worden, hatten die rumänischen Ermittler berichtet. Ein Deutscher und vier Rumänen wurden verhaftet.

Der größte Teil der an das Heim vermittelten 23 Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren - 10 davon aus Niedersachsen - lebte nicht auf dem Bauernhof, auf dem es zu den schweren Misshandlungen gekommen sein soll, wie das Sozialministerium betonte. Fünf seien bereits nach Deutschland zurückgekehrt, den übrigen in rumänischen Pflegefamilien und Wohngruppen untergebrachten Jugendlichen gehe es nach eigenem Bekunden gut. Sie wollten in Rumänien bleiben.

„Wichtig ist, dass sich die Jugendlichen in Rumänien in einem sicheren und störungsfreien Umfeld befinden und dass alle Beteiligten jetzt Lösungen entwickeln, wie und wo die beste persönliche Entwicklung zu erreichen ist - die Jugendämter in Niedersachsen haben versichert, sich dafür einzusetzen“, sagte Sozialministerin Reimann.

Die Grünen im Landtag warfen der Landesregierung unterdessen schweres Versagen vor, eine Woche nach Bekanntwerden der Vorwürfe gebe es kaum Erkenntnisse über die Vorgänge dort. Stattdessen werde das Bild von erfolgreicher Pädagogik in der ländlichen Idylle Rumäniens gezeichnet, obwohl vergleichbare Vorwürfe gegen die Einrichtung bereits 2009 Thema im Landtag gewesen seien, sagte die Abgeordnete Meta Janssen-Kucz. „Auch über den Verdacht einer möglichen Beteiligung einschlägig vorbestrafter Straftäter aus der rechtsextremistischen Szene weiß man im Sozialministerium offenbar nichts.“

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