Hannover (dpa/lni) - Die Staatsanwaltschaft Hannover hat den Rockerboss Frank Hanebuth wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung, Beihilfe zur Nötigung und Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Der 55-Jährige soll gemeinsam mit fünf anderen Männern im April 2018 den Chef einer Autowerkstatt in Langenhagen bei Hannover aufgesucht haben. Dabei soll der Werkstattleiter zweimal geschlagen worden sein - allerdings nicht von Hanebuth, sondern von einem heute 45-Jährigen.
Das mutmaßliche Opfer ging nicht selbst zur Polizei, vielmehr suchte später ein Bekannter des Werkstattchefs Rat bei einem Polizisten. Alle Beschuldigten gehörten laut Anklage zur Rockergruppe Hells Angels, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oliver Eisenhauer, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Über die Anklage hatten zuvor die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, die „Neue Presse“ und „Bild“ berichtet.
Bei dem Vorfall vor knapp zwei Jahren ging es der Anklage zufolge um den Streit um einen Verkehrsunfall sowie Mietrückstände in Höhe von 2500 Euro. Bei einer Razzia im Zusammenhang mit den Vorwürfen sollen im November 2018 verbotene Waffen auf dem Anwesen von Hanebuth gefunden worden sein. Einen Termin für einen Prozess gibt es noch nicht.
Hanebuth weise den Vorwurf der Körperverletzung und der Nötigung zurück, sagte sein Anwalt Michael Nagel auf Anfrage. Ob der Vorwurf des Verstoßes gegen das Waffengesetz berechtigt sei, werde geprüft.
Der Rockerboss war 2013 auf Mallorca festgenommen worden und hatte zwei Jahre in Spanien in Untersuchungshaft gesessen. Dort wird ihm unter anderem die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Ein Prozess steht noch aus. Der 55-Jährige bestreitet die Vorwürfe. Nach seiner Rückkehr nach Niedersachsen heiratete er im Sommer 2017, ein knappes Jahr später eröffnete er eine Bar in Hannovers Rotlichtviertel Steintor.
Ermittler halten Hanebuth für den Chef des „Hells Angels“-Charters „North Gate“ in Hannover. Das Bundeskriminalamt sieht bei mehreren in Deutschland tätigen Rockergruppierungen Bezüge zur Organisierten Kriminalität.