Hamburg:Corona-Pandemie: Nur wenige Verstöße gegen Auflagen

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Hamburgs Bürger halten sich weitgehend an die Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, es gibt aber immer noch einige Unbelehrbare. "In den vergangenen 24...

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Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Bürger halten sich weitgehend an die Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, es gibt aber immer noch einige Unbelehrbare. „In den vergangenen 24 Stunden haben wir 72 Verstöße registriert“, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Das sei weniger als in den Tagen zuvor. Bislang hätten die Beamten etwas mehr als 1000 Sachverhalte aufgenommen, bei denen Menschen gegen die Allgemeinverfügung zum Schutz vor Covid-19 verstoßen haben.

In den meisten Fällen mussten die Beamten nach eigenen Angaben größere Gruppen auflösen. Erlaubt sind nur noch Ansammlungen von maximal zwei Personen oder Menschen, die gemeinsam in einem Haushalt leben. Selten träfen die Polizisten auch auf widerrechtlich geöffnete Betriebe oder Geschäfte. „Das sind aber absolute Ausnahmen.“

Die Zahlen rund um Raub, Einbrüche und Diebstahl gingen um etwa 20 bis 25 Prozent zurück, wie der Sprecher sagte. „Wo Menschen fehlen, können sie eben nicht mehr beraubt, beklaut und geschlagen werden.“ Aus einem Hamburger Krankenhaus wurden jedoch rund 1500 Schutzmasken gestohlen. Die Polizei schätzte den Schaden auf 15 000 Euro.

WIRTSCHAFT - Hamburgs Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) befürchtet massive Verwerfungen in der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie, sollte die Politik nicht jetzt gegensteuern. Nach der Krise werde ein Überangebot von Produktionskapazitäten mit vielen Arbeitsplätzen auf eine Gesellschaft treffen, die längere Zeit kaum Geld verdient habe und Ersparnisse habe angreifen müssen, sagte der 91-Jährige in einem Interview des „Hamburger Abendblatts“.

Die Folge: Ein Teil der Produktionskapazitäten werde zunächst gar nicht genutzt werden können, was wiederum zu mehr Arbeitslosigkeit führen könne. Um dies zu verhindern, macht sich Dohnanyi dafür stark, Unternehmen besonders betroffener Branchen Teile ihrer Ertrags- und Gewerbesteuern aus früheren Jahren sofort „leihweise“ zurückzuzahlen. „Das dauert ein paar Tage, hilft den Unternehmen schnell und zielgenau und ginge sogar ohne Antrag und Bürokratie.“

STADTREINIGUNG - Hamburgs Müllmänner und -frauen können sich derzeit über viel Lob aus der Bevölkerung freuen. In vielen Stadtteilen bekämen sie seit Tagen liebe Briefe, sagte Unternehmenssprecher Kay Goetze. „Von Kindern gemalte Bilder auf den Mülltonnen - das haben wir derzeit jeden Tag.“ Darüber freuten sich die Männer in Orange sehr. „Sie genießen ohnehin eine hohe Wertschätzung in der Bevölkerung. Zur Zeit ist es aber noch mehr. Und das ist ja auch Balsam für unsere Seelen.“ Die Bilder stellt die Stadtreinigung zum Teil auch bei Facebook online.

Die rund 2100 Müllmänner und -frauen sowie die Straßenreiniger der Stadt kümmern sich derzeit wie sonst auch um leere Mülltonnen und saubere Straßen, Parks und Grünanlagen. Immerhin müssen rein rechnerisch jeden Tag mehr als 1600 Tonnen Müll aus den Hamburger Haushalten abgeholt und zur Müllverwertung oder Müllverbrennung gebracht werden. „Das ist das letzte, was noch funktionieren muss, damit sich die Müllberge in den Haushalten nicht türmen“, sagte Goetze. Das sei elementar und gehöre zur Daseinsfürsorge.

Im Unternehmen gebe es bislang „fünf Infizierte und ein paar Verdachtsfälle“. Alle Einsätze zur Müllabfuhr und Straßenreinigung seien aber garantiert. Zudem achteten die Kollegen in Orange darauf, dass sie während der Arbeit einen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten. „Wir haben zudem den Dienstbeginn entzerrt und viele Kollegen kommen direkt zum Einsatzort und fahren so nicht mehr zu viert im Auto.“

THEATER - Wegen der Kontaktverbote gehen das Thalia-Theater und das Deutsche Schauspielhaus neue Wege, um ihre Zuschauer zu erreichen. So zeigt das Thalia-Theater etwa am 28. März um 19.00 Uhr den dokumentarischen Film „Maria Stuart. Ode an die Freiheit 1“ mit Karin Neuhäuser in der Titelrolle und Barbara Nüsse als Elisabeth I., wie das Theater mitteilte. Der Filmemacher Martin Prinoth hatte die Proben zu dem Stück von Regisseur Antú Romero Nunes begleitet. „Als klar wurde, dass wir nicht mehr weiterproben können, haben wir (...) einfach mit der Kamera weitergemacht“, sagte Antú Romero Nunes.

Das Schauspielhaus hat das Format „SchauSpielHausBesuch“ entwickelt. „Während der Spielbetrieb auf Eis gelegt ist, versammeln wir uns ums digitale Lagerfeuer und sorgen für Ihre Zerstreuung“, teilte das Theater mit. Intendantin Karin Beier und das Team der Dramaturgie treffen Ensemblemitglieder zum Zweiergespräch über das Leben mit Corona und ohne Theater, den Anfang machen Josef Ostendorf und Charly Hübner. Die Schauspieler bringen zu jedem Gespräch etwas mit: Einen Text, ein Lied, eine kleine Performance oder ein Kunststück. Neben den Interviews sollen auch von den Schauspielern produzierte Videos und einige ausgewählte Produktionen zu sehen sein.

KERNER - Nachdem der Moderator Johannes B. Kerner Mitte März positiv auf das Coronavirus getestet worden war, darf der Hamburger nun wieder raus - und geriet prompt in eine Polizeikontrolle. „Ich war an der Alster spazieren und habe dann Kontakt zu meinem Local Police Officer (örtlichen Polizisten) gehabt. Die haben mich angehalten und wollten auch dieses Schreiben sehen. Und das habe ich ihnen natürlich gezeigt“, sagte der 55-Jährige in der Sky-Sendung „Matze Knops Homeoffice“. Er wolle darüber aber keine Witzchen machen. „Die machen alle einen guten und wichtigen Job jetzt. Es sind Tough Times (harte Zeiten), aber ich hoffe, es geht vorbei.“ Kurz zuvor sei er auch im Supermarkt nach dem Schreiben des Gesundheitsamtes gefragt worden, in dem steht, dass seine Quarantäne nun aufgehoben ist.

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