Cottbus:Bewährung für Elfenbein-Schmuggler: Tierschützer enttäuscht

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Das Gebäude des Landgerichtes in Cottbus (Brandenburg). (Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Im Prozess um den Schmuggel von rund 1,2 Tonnen Elfenbein hat das Gericht einen 50-jährigen Mann zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung...

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Cottbus (dpa/bb) - Im Prozess um den Schmuggel von rund 1,2 Tonnen Elfenbein hat das Gericht einen 50-jährigen Mann zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Drei Monate gelten wegen langer Verfahrensdauer als vollstreckt, wie ein Gerichtssprecher am Donnerstag nach der Urteilsverkündung sagte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte rund 500 Kilogramm Elfenbein von Deutschland nach Vietnam schmuggeln wollte (Az.: 23 KLs 40/19).

In von ihm angemieteten Werkstätten soll er außerdem Stoßzähne sowie Maschinen zur Verarbeitung gelagert haben. Der Angeklagte ist daher wegen Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz verurteilt worden.

Der 50-jährige Hesse soll eine Frau mit der Ausfuhr des Elfenbeins beauftragt haben. Die Ware sollte am Flughafen Berlin-Schönefeld - als Kaminuhren deklariert - zur Ausfuhr angemeldet worden sein. Die Frau wird nach Gerichtsangaben gesondert verfolgt. Gegen einen weiteren 20 Jahre alten Angeklagten ist das Verfahren laut Gericht vorläufig eingestellt worden, da der Aufenthaltsort des Mannes derzeit unbekannt ist. Er soll als Gehilfe Elfenbein mit verarbeitet haben, um einen Weitertransport und Verkauf zu ermöglichen.

Ein Gutachter war am Donnerstag zu dem Ergebnis gekommen, dass zumindest 13 der insgesamt 30 bei dem 50-Jährigen gefundenen Stoßzähne von besonders geschützten Populationen stammten und der Handel daher illegal sei, wie der Sprecher sagte.

Laut Gesetz ist nicht jeder Elfenbein-Handel strafbar - je nachdem, aus welcher Region das Elfenbein stammt und wie alt es ist. Der Handel mit Elfenbein, das vor 1990 erworben worden ist, ist weiterhin erlaubt. Tierschutzorganisationen fordern seit Langem, den Elfenbein-Handel insgesamt zu verbieten, um Elefanten zu schützen.

Der 50-Jährige gab an, die Ware auf Flohmärkten erworben zu haben. Er räumte die ihm vorgeworfenen Taten ein. Zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung war es zu einem Deal gekommen: Ist der Angeklagte vollumfassend geständig, stellte ihm das Gericht im Falle einer Verurteilung eine Strafe von mindestens einem Jahr und sechs Monaten bis maximal zwei Jahren auf Bewährung in Aussicht. Der Angeklagte hatte laut Gericht angegeben, es handele sich um altes Elfenbein, das noch auf dem Markt gewesen sei, dieses habe er verarbeiten und in seinem Heimatland Vietnam verkaufen wollen.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten gefordert, die Verteidigung plädierte auf eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife zeigte sich enttäuscht über das Urteil. „Wildtierkriminalität ist kein Kavaliersdelikt. Es ist enttäuschend, dass diese vorsätzliche Tat nicht härter bestraft wird“, so Sprecherin Daniela Freyer. Wilderei sei die größte Bedrohung für Afrikanische Elefanten. Der Fund sei ein Rekordaufgriff in Deutschland. Nach Recherchen der Organisation hätte der Verkauf der beschlagnahmten Ware damals durchschnittlich rund 1,6 Millionen Euro eingebracht.

„Der Fall zeigt eindrucksvoll, dass der internationale, organisierte Schmuggel mit Elefanten-Elfenbein auch vor Deutschland nicht Halt macht“, so die Naturschutzorganisation WWF. „Wir benötigen mehr Fachwissen bei der Polizei und den Behörden. Nur so lässt sich eine konsequente Strafverfolgung bei Artenschutz-Verbrechen gewährleisten“, so Arnulf Köhncke, Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim WWF.

„Das milde Urteil ist ein Armutszeugnis und eine vertane Chance, über die Grenzen von Deutschland hinaus ein deutliches Zeichen gegen Wildtierkriminalität zu setzen“, so Barbara Maas, Leiterin für Internationalen Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung. „Jährlich sterben 20 000 Elefanten vor allem durch Wilderei, die durch die Nachfrage nach Elfenbein weiter angeheizt wird“, so Maas.

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