SZ-Kolumne "Bester Dinge":Gib Gummi, Ladendieb

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(Foto: Valerio Rosati /Panther Media)

In Stuttgart klaut ein 16-Jähriger Kondome. Die schützen vor Schwangerschaft und Krankheiten. Manchmal sorgen sie aber auch für peinliche Momente.

Von Violetta Simon

Wer in den Neunzigerjahren das Kultvideo zur Aids-Kampagne mit Hella von Sinnen ("Tiiiiina, was kosten die Kondomeeee?") gesehen hat, erinnert sich, dass der Erwerb von Präservativen damals erstens günstiger ("2,99 D-Mark, die sind im Angebot!") und zweitens schambehafteter war. Zu Unrecht, so die Botschaft, denn wer sich und andere schützt, handelt verantwortungsvoll.

Dennoch schmuggeln Jugendliche bis heute immer mal wieder Kondome an der Kasse vorbei, sei es aus Scham oder weil es so teuer geworden ist, Verantwortung zu übernehmen. 2018 etwa hat die Berliner Polizei einen 16-Jährigen mit gleich 49 Kondomen in der Tasche gestellt. Seine Begründung: Er treffe sich gleich mit seiner Freundin. So viel Optimismus hat fast mildernde Umstände verdient. Von zwei Jugendlichen, die 2019 in Hannover mit 40 geklauten Kondomen und einem Penisring erwischt wurden, erfuhr die Polizei: Beides sei für ihre Abschlussparty an der Schule.

Ein 16-Jähriger, der nun in Stuttgart beim Diebstahl beobachtet wurde, begnügte sich mit einer Packung Kondome. Wie die Stuttgarter Zeitung berichtete, entkam er zunächst, die Polizei veröffentlichte einen Zeugenaufruf. Als vier Tage später ein Beamter den Dieb in der Straßenbahn erkannte, alarmierte er die Kollegen. Die fanden ein paar Betäubungsmittel, die Kondome fanden sie nicht. Offenbar hatte er genug Zeit, sie ihrer Bestimmung zuzuführen und so seiner Verantwortung gerecht zu werden. Das zumindest ist lobenswert. Dass er anschließend seiner Mutter übergeben wurde, dürfte der Kondom-Scham zu neuer Dimension verholfen haben - und dem Jugendlichen zu der Erkenntnis: Kaufen ist eben doch die bessere Lösung.

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