SZ-Kolumne "Bester Dinge":Dufte Geschäftsidee

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(Foto: imago; Bearbeitung SZ)

Wie ein japanischer Start-up-Gründer verunsicherten Landsleuten sagen kann, ob sie müffeln, ohne ihnen jemals direkt begegnet zu sein.

Von Thomas Hahn

Shota Ishida erinnert sich noch an dieses blöde Gefühl. Er studierte damals Statistik an der Hitotsubashi-Universität in Tokio. Er arbeitete viel, teilweise schlief er im Labor, und die Menschen um ihn herum verhielten sich merkwürdig. Rissen das Fenster auf, wandten ihr Gesicht ab. Wegen seines Körpergeruchs? Die Unsicherheit quälte ihn. Sie quälte ihn so sehr, dass er fand, Japan brauche einen Dienstleister für das Problem. So entstand Odorate, ein Start-up, das Körpergeruchsanalysen verkauft.

"Menschen, die sich über ihren Geruch Gedanken machen, können nicht mit jedem über das Problem sprechen", hat Ishida, 30, kürzlich in der Zeitung Asahi gesagt, "ich möchte, dass sie ihr Urteil auf der Basis von objektiven Daten fällen." Wer die Dienste seiner Firma anfordert, erhält ein Test-Set, bestehend aus einem T-Shirt und einem Blatt aus Aktivkohle. Die Aktivkohle kommt an die Innenseite des T-Shirts, dann muss man das T-Shirt 24 Stunden lang tragen. Die Kohle nimmt die Gerüche auf, das Hemd wird zurück an Ishidas Firma zur Analyse geschickt.

118 Euro für ein miefendes T-Shirt

Bald darauf kommt der Geruchsreport, er umfasst acht Punkte des Oberkörpers inklusive Achselhöhlen, Hals, Rücken. Außerdem gibt es eine Gesamtduftnote zwischen eins und fünf. Eine Analyse kostet 15 000 Yen, rund 118 Euro. 1000 Personen sollen sich schon für den Service entschieden haben. Scheint, als hätte Shota Ishida den richtigen Riecher fürs Geschäft.

Sein eigenes Unbehagen bekämpfte er damals noch selbst. Er fragte schlussendlich einen Freund, ob er stinke. Dieser sagte, nein. Und heute ist Ishida froh. Aus dem blöden Gefühl ist eine Firma geworden.

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