König Felipe VI.:Wie sich Spanien durch den Thronwechsel verändert

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Felipe (li.) gilt als eher stiller Zuhörer und verfügt bisher nicht über das Charisma seine Vaters Juan Carlos. Doch der neue König gilt trotzdem als geeignet, um die spanische Monarchie aus der Krise zu führen. (Foto: AFP)

Am Donnerstag wird aus Kronprinz Felipe der neue spanische König. Was erwartet das Volk von ihm? Was verändert sich jetzt im Königshaus? Und wie läuft der Thronwechsel ab? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

In Spanien geht dieser Tage eine Ära zuende. Fast 40 Jahre lang hat König Juan Carlos regiert, jetzt übergibt er den Thron an seinen Sohn Felipe. Weil ein solcher Thronwechsel in der spanischen Verfassung nicht vorgesehen ist, muss extra ein neues Gesetz verabschiedet werden, das die Abdankung von Juan Carlos rechtlich wirksam macht. Erst dann ist Felipe VI. das legitimierte Staatsoberhaupt. Wie läuft der Thronwechsel ab? Was verändert sich jetzt in Spanien? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie sieht der Zeitplan aus? Wann genau ist Felipe König von Spanien?

Zuerst muss das Gesetz über den Thronwechsel vom Parlament verabschiedet werden. In der vergangenen Woche hat bereits das Abgeordnetenhaus zugestimmt ( Congreso de los Diputados - ungefähr vergleichbar mit dem Bundestag). Allerdings hat Spanien wie viele repräsentative Demokratien ein Zweikammersystem. Deshalb ist zusätzlich auch noch die Billigung durch den Senat (span.: Senado - ungefähr vergleichbar mit dem Bundesrat) erforderlich. Dieser tagt an diesem Dienstag. Die Abstimmung gilt jedoch als reine Formsache. Alle Beobachter rechnen mit einer breiten Mehrheit. Am Mittwoch will der bisherige König Juan Carlos das Gesetz unterzeichnen. Am Donnerstag folgt die offizielle Proklamation im Parlament: Dann wird aus Kronprinz Felipe König Felipe VI. Es wird eine relativ schlichte Zeremonie werden - weder sind ausländische Staatsgäste geladen noch ist ein feierlicher Gottesdienst geplant.

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Wer ist Felipe?

Mit 46 Jahren wird König Felipe VI. der jüngste Monarch in Europa sein (Lesen Sie hier ein ausführliches Porträt). Allerdings ist er gut auf seine neue Rolle vorbereitet. Schon mit 13 Jahren hatte er seine erste große Lehrstunde. Als aufständische Militärs im Februar 1981 einen Staatsstreich gegen die junge Demokratie inszenierten, holte Juan Carlos den Sohn in sein Arbeitszimmer. Dort erlebte der junge Kronprinz, wie der König im Kreis engster Vertrauter mit einer Serie von Telefonanrufen den Putschversuch zum Scheitern brachte. Als Vertreter seines Vater unternahm Felipe später fast 200 offizielle Reisen in 60 Länder.

Nach dem Abitur besuchte Felipe eine Schule in Kanada, studierte Jura in Madrid und internationale Beziehungen in Washington. Er spricht neben Spanisch fließend Englisch und Französisch. Außerdem besuchte er mehrere Militärakademien.

Der neue König ist ein gewissenhafter und nachdenklicher Mensch. Ihm fehlen zwar Charme und Witz seines Vaters, aber er gilt als guter Zuhörer, der auf seine Gesprächspartner eingeht und sich gründlich auf seine Termine vorbereitet. Bis zu seiner Heirat mit Letizia im Jahr 2004 wurde er zuweilen als steif und langweilig empfunden. Der Einfluss der TV-Moderatorin sorgte jedoch dafür, dass Felipe heute offener, umgänglicher und fröhlicher erscheint.

In der Politik wahrt er, wie es sich für einen angehenden König gehört, eine strikte parteipolitische Neutralität. Im Fußball dagegen gab er sich als Anhänger von Atlético Madrid zu erkennen. Dies ist ungewöhnlich, denn der Club aus den Arbeitervierteln im Süden der Hauptstadt gilt eher als Verein der kleinen Leute. Anders als sein Vater hält Felipe außerdem nichts von der Jagd und vom Stierkampf.

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Er soll Spaniens Monarchie in die Zukunft führen: Kronprinz Felipe wird schon bald König. Ein Amt, auf das ihn sein Vater Juan Carlos vier Jahrzehnte vorbereitet hat. Nur einmal in dieser Zeit hat Felipe Widerworte gegeben.

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Wie sieht Felipes neuer Arbeitsalltag aus?

Auch im spanischen Königshaus gehören zu den Annehmlichkeiten einer Beförderung räumliche und finanzielle Verbesserungen: Felipe darf im Zarzuela-Palast vom kleinen Büro des Kronprinzen in den Chefsessel des Vaters im großen Büro des Monarchen umziehen. Eine Gehaltserhöhung geht mit dem neuen Titel auch einher. Die Apanage, also das Geld, das dem König für eine standesgemäßige Lebensführung zur Verfügung gestellt wird, beträgt etwa 300 000 Euro jährlich. Als Kronprinz bekam Felipe nur etwa halb so viel.

Zuhause bleibt für die neue Königsfamilie alles beim Alten. Felipe wird mit seiner Frau Letizia und den beiden Töchtern Leonor und Sofia im kleinen Palast wohnen bleiben, der für ihn auf dem abgeschirmten Gelände des Zarzuela-Palasts errichtet wurde. Wie bisher wird er morgens zum nahegelegenen Palast des Vaters fahren und von dort aus seines Amtes walten.

Was ändert sich für den Rest der Familie?

Mit dem Aufstieg des Vaters wird die erstgeborene, achtjährige Tochter Leonor zur jüngsten Kronprinzessin Europas. Bisher waren Kronprinz Felipe und seine Frau Letizia bemüht, Leonor und ihre ein Jahr jüngere Schwester weitgehend aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Das könnte sich für die Kronprinzessin jetzt ändern. "Die Thronfolge wird ihr Leben verändern. Das tut mir ein bisschen Leid für sie, denn sie wird einige ihrer Freiheiten verlieren", meint José Apezarena, der Felipes Biografie geschrieben hat. Damit einher geht auch ein wohlklingender Titel: Leonor wird "Prinzessin von Asturien". Allerdings könnte das Mädchen auch leer ausgehen. Nämlich dann, wenn ihre Mutter noch einen Sohn zur Welt bringt. Männliche Thronfolger werden in Spanien nämlich - anders als etwa in Schweden - noch immer bevorzugt.

Juan Carlos hingegen behält seinen Titel als König und wird auch künftig als Majestät angesprochen. Allerdings wird er keine repräsentativen und administrativen Funktionen mehr haben. Möglicherweise wird er Sohn Felipe aber gelegentlich bei offiziellen Veranstaltungen begleiten.

Felipes Ehefrau Letizia wird in die Geschichte der spanischen Monarchie als erste Königsgemahlin eingehen, die einem bürgerlichen Hause entstammt. Die ehemalige Fernsehjournalistin wird sich die Sympathien der Spanier erst noch verdienen müssen. Übertrieben perfektionistische und zuweilen missgelaunte Auftritte bescherten der künftigen Königin in der Vergangenheit schlechte Umfragewerte. Letizia ist bekannt für ihren eigenen Kopf und setzt sich dafür ein, dass die Familie neben offiziellen Terminen auch ein Privatleben führen kann. Ob sie jedoch auch künftig mit ihrem Mann in Jeans und Lederjacke ins Kino gehen kann, bleibt abzuwarten.

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Was ändert sich sonst noch in Spanien?

Der Thronwechsel bringt für Spanien eine Reihe kleinerer Änderungen mit sich: Es müssen Münzen mit dem Porträt des neuen Königs geprägt und neue Briefmarken gedruckt werden. In Amtsstuben müssen die Porträtbilder von König Juan Carlos durch Fotos des neuen Monarchen ersetzt werden. Bei Hochschulinstituten, Schulen, Sportstätten und anderen Institutionen, die nach "König Juan Carlos" benannt sind, stellt sich die Frage, ob sie ihre Namen ändern sollen. Die spanischen Ein- und Zwei-Euro-Münzen werden wahrscheinlich noch bis 2015 das Bild von Juan Carlos tragen, erst dann werden sie schrittweise durch Geldstücke mit dem Porträt von Felipe ersetzt. Nach dem Tod von Francisco Franco 1975 waren in Spanien noch jahrelang Peseta-Münzen mit dem Bild des Diktators im Umlauf.

Was erwartet das Volk vom neuen König?

Die Erwartungen an Felipe sind hoch. Er soll das Königshaus aus seiner Image-Krise herausführen und ihm zu neuer Popularität verhelfen. Zwar stehen die beiden großen Parteien, die konservative Partido Popular und die sozialdemokratische PSOE, weiterhin hinter dem Königshaus, allerdings hat die Zustimmung der Bürger zur Monarchie in den vergangenen Jahren gelitten. Ein Grund dafür sind die Korruptionsvorwürfe gegen Felipes Schwester Cristina und deren Mannes Iñaki Urdangarin. Gegen beide ermittelt die Justiz.

Nach Felipes Verständnis müssen der König und die anderen Mitglieder des Königshauses stets mit gutem Beispiel vorangehen und in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abgeben. Ihre Aufgabe sei es, Diener des Landes zu sein: "Wir sind eine Art öffentlicher Dienst, der an jedem Tag und zu jeder Stunde dem Land zur Verfügung stehen muss", sagte Felipe einmal.

Um diese Aufgabe erfolgreich zu bestreiten, hilft Felipe vielleicht eine Umfrage, die die Zeitung El Mundo kürzlich unter PR-Experten gestartet hat. Die Fachleute rieten dazu, angesichts der Wirtschaftskrise strikt auf Sparsamkeit zu achten. Das spanische Königshaus kostet die Steuerzahler etwa acht Millionen Euro. Verglichen mit anderen europäischen Monarchien ist das ein eher geringer Betrag, der zudem in den vergangenen Jahren bereits gekürzt wurde. Außerdem, so die PR-Fachleute, solle der Monarch in der Öffentlichkeit auch mal in den Regionalsprachen Katalanisch, Baskisch oder Galicisch äußern und den Zarzuela-Palast durch einen Tag der offenen Tür einmal im Jahr den Bürgern öffnen.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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