Noch vor zehn Jahren waren die meisten Spanier glühende Anhänger oder zumindest Befürworter der Monarchie. E tliche Skandale haben das Ansehen des Königs und seiner Familie jedoch massiv beschädigt und womöglich auch dazu beigetragen, dass Juan Carlos Anfang Juni 2014 seine Abdankung ankündigte und den Weg für seinen Sohn Felipe freimachte. Ein gutes halbes Jahr später macht der Oberste Gerichtshof Spaniens den Weg frei für eine Vaterschaftsklage gegen den ehemaligen König.
29. Dezember 2003 Zum 25. Jahrestag der demokratischen Verfassung halten 84 Prozent der Spanier Juan Carlos für einen guten oder sehr guten König. Regierungsparteien und Opposition, aber auch baskische und katalanische Separatisten sprechen dem König ihre Anerkennung aus.
11. März 2004 Nach den Terroranschlägen in Madrid festigt sich Juan Carlos' Image als väterlich-gütiger Regent. Zum Angriff einer islamistischen Terrorgruppe, bei dem 191 Menschen ums Leben kommen, sagt der Monarch im Fernsehen: "Der König leidet mit euch allen." Bei einer Trauerfeier weint Juan Carlos sichtbar für sein Volk und die Welt. Diese öffentliche Anteilnahme bringt ihm zusätzlich Sympathien ein.
August 2006 Während einer Jagd in der nordrussischen Region Wologda erlegt Juan Carlos einen Bären. Einige Monate später wird bekannt, dass es sich bei dem vermeintlich wilden Tier wohl um Mirtofan handelte, einen zahmen Bären, der in einem Ferienort gehalten worden und für den Abschuss durch den König obendrein durch Wodka gefügig gemacht worden war. Juan Carlos' Popularität tut diese Episode vorerst jedoch keinen Abbruch.
Mai 2007 Eine TV-Show sucht den bedeutendsten Spanier der Geschichte - und findet Juan Carlos. 3000 Spanier wählen ihren König vor 99 anderen Kandidaten auf Platz eins in der Liste ihrer wichtigsten Landsleute, noch vor Christopher Kolumbus (der allerdings gebürtig aus Genua und damit aus dem heutigen Italien stammt) oder dem Schriftsteller Miguel de Cervantes.
5. Januar 2008 Zu seinem 70. Geburtstag erreichen Juan Carlos überwiegend positive Reaktionen und Respektbekundungen. Seine Beliebtheit scheint sich durch nichts und niemanden erschüttern zu lassen.
November 2011 Der Korruptionsverdacht gegen Iñaki Urdangarin wird bekannt. Der Ehemann von Infantin Cristina, Juan Carlos' zweitgeborener Tochter, soll als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung zwischen 2004 und 2006 Millionenbeträge veruntreut haben - öffentliche Gelder, die unter anderem den Regionalregierungen der Balearen und von Valencia zustanden. Urdangarins Stiftung Instituto Nóos soll dazu ihren wohltätigen Status missbraucht haben. Die Vorwürfe beschädigen das Ansehen des Königshauses schwer.
Dezember 2011 Es gibt erste Rufe nach einem demokratisch gewählten Oberhaupt. Der Palast kündigt als Reaktion auf den Korruptionsskandal an, künftig seine Finanzen offenzulegen und kommt diesem Versprechen für das laufende Jahr auch gleich nach. Der König erhielt 2011 demnach eine Apanage von 292 752 Euro. Auf den ersten Blick ist Juan Carlos damit der günstigste Monarch Europas. Tatsächlich verstecken sich jedoch in zahlreichen anderen Budget-Töpfen Posten für die Monarchie, die Schätzungen zufolge jährlich insgesamt mehr als 60 Millionen Euro kosten soll. Spanische Medien berichten zudem, dass die Fluggesellschaft Iberia immer wieder Mitglieder der königlichen Familie bei privaten Anlässen kostenfrei geflogen habe.
Januar 2012 Das Buch "Die Einsamkeit der Königin" erscheint - und verkauft sich binnen kürzester Zeit 100 000 Mal. Die Sozialhistorikerin Pilar Eyre berichtet in der nicht autorisierten Biografie von Königin Sofia über zahlreiche angebliche Affären des Königs, unter anderem mit Corinna zu Sayn-Wittgenstein, die den König auch auf seiner umstrittenen Afrika-Reise begleitet haben soll.
Februar 2012 Erstmals in der Geschichte muss ein Mitglied des Königshauses vor Gericht erscheinen. Bei einer Vernehmung zu den Korruptionsvorwürfen vor dem Gericht in Palma de Mallorca beteuert Urdangarin seine Unschuld.
13. April 2012 Juan Carlos wird verletzt zurück nach Spanien geflogen. Während eines Ferienaufenthalts in Botswana war der König gestürzt und hatte sich die Hüfte gebrochen. Als bekannt wird, dass der König in dem afrikanischen Land auf kostspielige Elefantenjagd ging - zu einer Zeit, in der sein Schwiegersohn für eine Negativschlagzeile nach der anderen sorgt und das Land in einer schweren Wirtschaftskrise steckt - ist die Empörung massiv, nicht nur bei Tierschützern. Erinnerungen an den Vorfall bei der Bärenjagd in Russland werden wach. Nach 44 Jahren muss Juan Carlos die Ehrenpräsidentschaft des spanischen WWF abgeben.
14. Mai 2012 Juan Carlos und seine Frau Sofia feiern - mutmaßlich auch wegen des Skandals um die Liebschaften des Königs - in aller Stille ihre Goldene Hochzeit.
Sommer 2012 Eine Belgierin und ein Katalane melden sich zu Wort - und behaupten, sie seien nichteheliche Kinder des Königs. Ingrid Sartiau aus Gent und Albert Solà aus Girona wollen mittels eines Vaterschaftstest herausgefunden haben, dass sie Halbgeschwister sind.
28. September 2012 In einem Artikel schätzt die New York Times das Privatvermögen des Königs auf 2,3 Milliarden Euro - und löst damit im krisengeschüttelten Spanien erneut die grundsätzliche Debatte um die Monarchie aus.
Abdankung von Juan Carlos in Spanien:Der Monarch ist müde
Der Ruf war lädiert, die Gesundheit angegriffen, doch auf den Thron wollte Juan Carlos lange Zeit nicht verzichten. Jetzt dankt Spaniens König doch ab. Sein Sohn, Prinz Felipe, übernimmt ein schweres Erbe.
Februar 2013 Urdangarin steht zum zweiten Mal in Palma vor Gericht, streitet erneut alle Vorwürfe ab. Einer der schönsten Boulevards der Inselhauptstadt, die "Rambla dels Ducs de Palma de Mallorca" (Allee der Herzöge von Palma), die Cristina und Iñaki gewidmet war, wird umbenannt und heißt nunmehr schlicht "la Rambla".
8. Februar 2014 Im bis dahin aufsehenerregendsten Kapitel des Urdangarin-Skandals muss Infantin Cristina höchstselbst vor dem Gericht in Palma erscheinen. Zum ersten Mal in der Geschichte Spaniens muss damit ein Königskind einer gerichtlichen Vorladung folgen. Fünf Stunden lang wird Cristina unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt. Die 48-Jährige gibt auf 95 Prozent der Fragen ausweichende Antworten und beteuert, sie habe ihrem Mann vertraut.
Mai 2014 Die Finanzbehörden übergeben der Justiz einen Bericht, wonach Urdangarin 2007 und 2008 etwa eine Viertelmillion Euro Steuern hinterzogen haben soll. Die Ermittlungen nehmen erneut Fahrt auf
25. Juni 2014 Ermittlungsrichter José macht den Weg frei für eine Anklageerhebung gegen Cristina de Borbón. Die Infantin kann dagegen noch Einspruch einlegen; sollte sie erfolglos sein, wäre der Prozess gegen das Mitglied eines Königshauses ein nie dagewesener Vorgang.
22. Dezember 2014 Das Gericht in Palma de Mallorca erhebt Anklage gegen die Schwester des spanischen Königs Felipe VI. - im Zusammenhang mit Geschäften ihres ebenfalls beschuldigten Ehemannes Iñaki Urdangarin wird Cristina wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung in zwei Fällen der Prozess gemacht.
9. Januar 2015 Ein Einspruch der Infantin wird abgelehnt, die Anklage bleibt bestehen.
14. Januar 2015 Ein alter Skandal überschattet die Vorwürfe gegen Cristina: Der Oberste Gerichtshof Spaniens lässt die Vaterschaftsklage einer Belgierin zu. Ingrid Jeanne Satiau beteuert, eine uneheliche Tochter Juan Carlos' zu sein.