Speyer:Fünf Glocken mit NS-Inschriften in der Pfalz entdeckt

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Speyer (dpa/lrs) - Bei der Suche nach Glocken aus der NS-Zeit mit problematischen Inschriften sind im Gebiet der Evangelischen Kirche der Pfalz fünf Exemplare registriert worden. Das sagte Oberkirchenrat Michael Gärtner am Dienstag in Speyer. Weil Menschen unterschiedlich auf solche Klangkörper reagierten und manche sie für unerträglich hielten, sei es aus Sicht des Landeskirchenrates das Klügste, die Glocken abzunehmen und an einem Ort auszustellen, der möglichst nichts mit der Gemeinde zu tun haben solle. Die Kirchenregierung unterstütze das Abhängen und die Anschaffung neuer Glocken mit insgesamt 150 000 Euro aus einem neu gebildeten Glockenfonds.

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Speyer (dpa/lrs) - Bei der Suche nach Glocken aus der NS-Zeit mit problematischen Inschriften sind im Gebiet der Evangelischen Kirche der Pfalz fünf Exemplare registriert worden. Das sagte Oberkirchenrat Michael Gärtner am Dienstag in Speyer. Weil Menschen unterschiedlich auf solche Klangkörper reagierten und manche sie für unerträglich hielten, sei es aus Sicht des Landeskirchenrates das Klügste, die Glocken abzunehmen und an einem Ort auszustellen, der möglichst nichts mit der Gemeinde zu tun haben solle. Die Kirchenregierung unterstütze das Abhängen und die Anschaffung neuer Glocken mit insgesamt 150 000 Euro aus einem neu gebildeten Glockenfonds. 

Die Landeskirche hatte eine Sachverständige mit der Suche beauftragt, nachdem eine Glocke mit NS-Inschrift im pfälzischen Herxheim am Berg über die Landesgrenzen hinaus für Diskussionen gesorgt hatte. Der 1934 installierte Klangkörper trägt ein Hakenkreuz und die Inschrift „Alles fuer's Vaterland Adolf Hitler“. Glocken mit NS-relevanten Texten hängen auch im südpfälzischen Essingen, in Mehlingen bei Kaiserslautern, im saarländischen Homburg-Beeden sowie in Pirmasens-Winzeln. In den Inschriften finden sich unter anderem die Worte Drittes Reich, Saarbefreiung 1935 und nationale Erhebung 1933.

Insgesamt hatte die Sachverständige zehn Glocken aus der NS-Zeit ausfindig gemacht. Die Inschriften der fünf anderen Exemplare - zum Beispiel „Gedenkt!“ oder „Betet!“ - wertet die Kirche aber als unverfänglich.

Die Herxheimer Glocke hängt zwar im Kirchturm des Ortes, sie gehört aber der politischen Gemeinde - im Unterschied zu den anderen Exemplaren, die laut Gärtner Eigentum der Kirchengemeinden sind. Nur bei der Glocke aus Essingen sei nicht ganz klar, wem sie gehöre. Das Angebot, eine neue Glocke zu finanzieren, gelte aber auch für diese Fälle, sagte der Oberkirchenrat. Die Entscheidung, ob die Glocke abgenommen wird, liegt nach seinen Angaben letztlich bei der Kirchengemeinde. Er habe bis auf eine alle informiert, aber noch keine Rückmeldung. „Ich denke, die brauchen einfach Zeit“, sagte er nach der Vorstellung des Programms für die Herbstsynode.

In Herxheim am Berg und in Essingen haben die Kommunen bereits die Sachverständige mit der Klärung der Frage beauftragt, was mit den Glocken geschehen soll. Von einem Gutachten der Frau, das alle gesetzlichen und denkmalschützerischen Aspekte berücksichtigen soll, wollen sie abhängig machen, wie mit den Glocken zu verfahren ist. Die Herxheimer Glocke schweigt derzeit - sie war nach monatelanger Diskussion im September vorerst abgestellt worden. Zuvor hatte sie den Gottesdienst angekündigt und die Zeit angegeben. Zum Gegenstand einer Debatte war sie geworden, als eine pensionierte Lehrerin in einer Zeitung kritisierte, dass das Überbleibsel der NS-Zeit weiter genutzt wurde, ohne dass etwas auf seine Geschichte hinweise.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hatte nach Angaben vom September keine Hinweise auf solche Glocken auf ihrem Gebiet gefunden und plant auch keine Suche. Gleiches teilte die Evangelische Kirche im Rheinland mit. Auch die Bistümer Mainz, Speyer und Trier vermuten solche Glocken nicht in ihren Türmen. Ende September wurde bekannt, dass im saarländischen Rilchingen-Hanweiler - im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland - eine evangelische Kirchengemeinde eine Glocke mit vier Hakenkreuzen abhängen wollte. Bis dahin sollten die Hakenkreuze abgedeckt werden. Letzteres sei geschehen, sagte der Sprecher der Evangelischen Kirchenkreise an der Saar, Helmut Paulus. Ob die Glocke inzwischen abgehängt wurde, konnte er nicht sagen.

Bei der Synode, die vom 30. November bis zum 2. Dezember in Speyer tagt, stehen die Glocken nicht auf der Tagesordnung. Das Schwerpunktthema lautet „Versöhnung - Gerechtigkeit - Partizipation“ und soll sich mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit befassen. Zwar gebe es Vollbeschäftigung, zugleich aber Warteschlangen an den Tafeln, sagte Oberkirchenrat Manfred Sutter. Es gehe ein Riss durch das Land. Zu dem Tagesordnungspunkt wird auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erwartet. Die Synode wird auch darüber diskutieren, ob für gleichgeschlechtliche Paare künftig eine „Trauhandlung“ angeboten werden kann - eine Trauung, die nur nicht so heißen soll.

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