Kirche - Marienberg:Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Sachsens Landeskirche

Deutschland
Tobias Bilz, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen. Foto: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Dresden/Kühnhaide (dpa/sn) - Erstmals werden in einer Gemeinde der evangelischen Landeskirche Sachsen Fälle sexualisierter Gewalt unabhängig aufgearbeitet. Der Prozess in Kühnhaide-Pobershau (Erzgebirge) beginnt mit einer öffentlichen Veranstaltung am 1. April, an der auch Landesbischof Tobias Bilz teilnimmt, wie das Landeskirchenamt in Dresden am Freitag mitteilte. Dort sollen Aufgabe und Ziele des Verfahrens erläutert und auch die Sichtweise der Betroffenen eingebracht werden. "Es steht ihnen frei, ob sie teilnehmen", sagte eine Sprecherin des Landeskirchenamtes.

Ein ehrenamtlicher Kirchenmusiker soll sich in den 1990er Jahren in Pobershau mehreren Mädchen zwischen damals elf und 15 Jahren sexuell genähert haben. Sofort nach Bekanntwerden der Vorfälle 2019 war der Mann von allen Tätigkeiten in der Gemeinde entbunden worden, 2020 hatte eine unabhängige Kommission ihre Arbeit aufgenommen. Sie sollte das Ausmaß von Missbrauch und Verantwortlichkeiten ermitteln und Strukturen offenlegen, die solche Fälle begünstigten.

Ende 2021 hatte das Landeskirchenamt auch Missbrauchsfälle aus den 1960er und 1970er Jahren in Chemnitz öffentlich gemacht, die in der dortigen Gemeinde aufgearbeitet werden sollen. Es geht dabei um wiederholte Übergriffe auf vier bekannte Jugendliche durch einen hauptamtlichen Jugendwart, der später Diakon in Moritzburg war und 2013 starb. Insgesamt gibt es nach Angaben des Landeskirchenamtes in diesem Fall über 20 betroffene Männer.

© dpa-infocom, dpa:220325-99-671273/3

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