Köln:Woelki entlässt Stadtdechanten: „Vertrauen ausgenutzt“

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Düsseldorf/Köln (dpa) - Nach monatelangen Untersuchungen hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki einen ranghohen katholischen Geistlichen seines Amtes entbunden. Zugleich sei gegen ihn ein Verfahren zur Amtsenthebung als Pfarrer eingeleitet worden, teilte das Erzbistum Köln am Mittwochabend mit. Gegen den Düsseldorfer Stadtdechanten war der Vorwurf der sexuellen Belästigung laut geworden, doch hatte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen ihn mangels Tatverdachts eingestellt.

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Düsseldorf/Köln (dpa) - Nach monatelangen Untersuchungen hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki einen ranghohen katholischen Geistlichen seines Amtes entbunden. Zugleich sei gegen ihn ein Verfahren zur Amtsenthebung als Pfarrer eingeleitet worden, teilte das Erzbistum Köln am Mittwochabend mit. Gegen den Düsseldorfer Stadtdechanten war der Vorwurf der sexuellen Belästigung laut geworden, doch hatte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen ihn mangels Tatverdachts eingestellt.

Eine kircheninterne Untersuchung habe gleichwohl Ergebnisse zutage gefördert, die das Vertrauen in den Dechanten nachhaltig erschüttert hätten, teilte das Erzbistum mit. Der Geistliche habe „das besondere Vertrauen, das ihm als Priester entgegengebracht wurde, für seine Interessen ausgenutzt“.

Laut Erzbistum soll der Dechant an einem 20 Jahre alten Mann, der sich an ihn als Seelsorger gewandt hatte, sexuelle Handlungen vorgenommen haben. Die Staatsanwaltschaft habe eine Straftat ausgeschlossen, weil der Mann zum Zeitpunkt des Vorfalls bereits volljährig gewesen sei. Außerdem habe er gesagt, dass er nicht zu den sexuellen Handlungen gezwungen worden sei. Woelki befand jedoch: „Im vorliegenden Fall müssen wir davon ausgehen, dass ein Priester die seelsorgliche Notlage eines jungen Mannes sexuell ausgenutzt hat.“ Vor diesem Hintergrund sei das Vertrauen in ihn „tief erschüttert“.

Der beurlaubte Dechant bestreitet den Angaben zufolge, dass es überhaupt zu sexuellen Handlungen gekommen ist. Die Verantwortlichen im Erzbistum halten die Beschuldigungen gegen ihn dennoch für glaubwürdig, weil der junge Mann eine eidesstattliche Versicherung abgegeben habe. Außerdem habe er fünf Personen benannt, „denen er in zeitlicher Nähe zum damaligen Geschehen von der für ihn verstörenden Begegnung mit dem Priester berichtet hatte“. Alle fünf hätten seine Angaben bestätigt und ebenfalls eidesstattliche Erklärungen abgegeben.

Es sei wichtig, jeden Hinweis ernst zu nehmen und den Betroffenen zu glauben, betonte Woelki. Das Vertrauen in die katholische Kirche ist international, besonders aber auch in Deutschland, durch Missbrauchsskandale erschüttert worden. Die Bischöfe haben versprochen, künftig streng gegen jede Form von Missbrauch vorzugehen.

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