Hildesheim:Missbrauchsvorwürfe: Bischof-Janssen-Straße wird umbenannt

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Die Bischof-Janssen-Straße in Hildesheim wird infolge der Missbrauchsvorwürfe gegen den 1988 gestorbenen Geistlichen umbenannt. Die Vorwürfe, er sei selbst...

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Hildesheim (dpa/lni) - Die Bischof-Janssen-Straße in Hildesheim wird infolge der Missbrauchsvorwürfe gegen den 1988 gestorbenen Geistlichen umbenannt. Die Vorwürfe, er sei selbst Missbrauchstäter gewesen, seien in den Bistumsakten und anderen Überlieferungen zwar nicht belegbar, teilte die Stadtverwaltung mit. Nachweisbar sei jedoch, dass er Priester, die Kindern sexualisierte Gewalt angetan hatten, lediglich versetzt habe. Um die Opfer der vielen Taten habe er sich in keiner Weise gekümmert. Die Empfehlung zur Straßenumbenennung hatte ein von der Kommune eingesetzter Arbeitskreis gegeben.

Der 1988 im Alter von 80 Jahren gestorbene Janssen ist der erste Bischof in Deutschland, der persönlich des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt wurde. 2015 hatte ein Mann öffentlich gemacht, dass er von Janssen Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre als Messdiener missbraucht worden sei. 2018 hatte dann ein 70-Jähriger geschildert, er habe sich als Heimkind vor Janssen nackt ausziehen müssen. Janssen war von 1957 bis Ende 1982 Bischof von Hildesheim.

„Ich kann das verstehen und hatte damit gerechnet, dass es so kommt“, sagte Hildesheims aktueller Bischof Heiner Wilmer zur Entscheidung über die Umbenennung der Straße. Das Bistum hatte die Amtszeit von Bischof Janssen von externen Experten aufarbeiten lassen. Diese Studie wurde im September 2021 vorgestellt. Die Kommission fand keine Anhaltspunkte für weitere Missbrauchstaten des Bischofs, allerdings wurden die Vorwürfe der beiden Männer nach Angaben des Gremiums auch nicht entkräftet. Das Bistum will auch die Zeit von 1983 bis heute aufarbeiten - Betroffene können sich unter anderem an unabhängige Ansprechpartner wenden.

Bis die Straße ihren neuen Namen erhält, wird es laut einem Stadtsprecher noch einige Wochen dauern. Der neue Name Marie-Wagenknecht-Straße wurde ihm zufolge mit sechs zu vier Stimmen beschlossen. Marie Wagenknecht war eine Kommunalpolitikerin und eine der Gründerinnen der örtlichen Arbeiterwohlfahrt (AWO). Der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ zufolge sahen CDU-Kommunalpolitiker bei ihr eine Verwechslungsgefahr mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht.

© dpa-infocom, dpa:220504-99-159910/4

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