Kirche - Frankfurt am Main:Synodaler Weg: Corona-Erfahrungen und Frauenforderungen

Deutschland
Eine Kirchturmspitze mit Kreuz im Gegenlicht. Foto: Friso Gentsch/dpa/Smbolbild (Foto: dpa)

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Rolle der Frauen, der Einfluss der Corona-Pandemie auf kirchliches Leben und der Umgang mit Sexualität standen am Freitag im Mittelpunkt der Frankfurter Regionalkonferenz des Synodalen Wegs. Auch in vier anderen Städten wurde mit Regionalkonferenzen der Synodale Weg als Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland fortgesetzt. "Heute geht es nicht um Abstimmungen, heute geht es um Argumente", sagte der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, vor dem Treffen in Frankfurt. Es gehe darum, gute Vorlagen für die nächste Synodalversammlung zu erstellen, damit der Reformprozess dann satzungsgemäß vorangebracht werden könne.

Wegen der Corona-Pandemie konnte die eigentlich für Anfang September in Frankfurt geplante Synodalversammlung nicht stattfinden, weil sich dafür 230 Menschen in einem Saal versammelt hätten. Zu den Regionalkonferenzen hätten sich 94 Prozent der Synodalmitglieder angemeldet, sagte Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Für Beschlüsse ist es nötig, die Texte zunächst in Lesungen in die Synodalversammlung einzubringen. Das sei, so hoffte Sternberg, im kommenden Jahr möglich.

Begleitet wurde das Treffen unter anderem in Frankfurt von Protesten von Reformgruppen wie "Wir sind Kirche" und "Maria 2.0", die mehr Rechte für Frauen in der Kirche, etwa den Zugang zum Priesteramt, fordern.

Das Thema "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" wurde am Nachmittag in Frankfurt und anderen Orten durchaus kontrovers diskutiert. "Wir wissen, dass sich die Zukunft der Kirche an der Frauenfrage entscheiden wird", sagte Karin Kortmann, die einzige Frau im Präsidium des Synodalen Wegs, noch vor den Konferenzen in Berlin. Sie habe die Erwartung, "dass wir wirkliche Schritte weitergehen und nicht in Jahrzehnten denken."

Manuela Weinhardt-Franz, Gleichstellungsbeauftragte im Bistum Hildesheim, plädierte bei der Vorstellung des Arbeitstextes in Frankfurt dafür, die rechtlichen Gestaltungsräume für die Aufgaben für Frauen in der Kirche auszuschöpfen. Auch Predigten sollten zu den Aufgaben der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen gehören. "Wir reden so, als gäbe es eine wahre Tradition", sagte Brigitte Vielhaus, Bundesgeschäftsführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland. "Wir wissen doch alle, dass das gar nicht stimmt." Sie glaube, "dass die Menschen darauf warten, dass es bald zu Veränderungen kommt."

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeit der Kirche und das Leben in den Gemeinden war zuvor am Vormittag diskutiert worden. Dabei wurden ganz unterschiedliche Erfahrungen deutlich: Eine kirchliche Mitarbeiterin schilderte das Gefühl von Ohnmacht, gerade von Jugendlichen, die während des Lockdowns keine Begegnungsmöglichkeiten gehabt hätten. Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp erinnerte an Sterbende, die "nicht an der Hand eines Seelsorgers oder Angehörigen sterben konnten", als eine der besonders bitteren Erfahrungen mit der Pandemie.

Für Rolf Steinhäuser, ebenfalls Weihbischof im Bistum Köln, lässt die Pandemie ahnen, "wie es in einigen Jahren bei uns aussieht: Da gibt es die Oasen, und da gibt es die weite Steppe". Während sich in einigen Gemeinden viel entwickelt habe und Kräfte freigesetzt worden seien, habe in anderen unter dem Eindruck der Pandemie "Winterschlaf und Schockstarre" geherrscht.

Teilnehmer der Regionalkonferenzen in Frankfurt, Berlin, Dortmund, Ludwigshafen und München sind die Mitglieder der Synodalversammlung und die Mitarbeiter von zwei der insgesamt vier Synodalforen.

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