Düsseldorf:Kardinal Woelki soll nicht firmen: Demonstration geplant

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Kardinal Rainer Maria Woelki spricht beim Ostergottesdienst im Kölner Dom am Altar. (Foto: Henning Kaiser/dpa/Archivbild)

Mehr als 140 Mitglieder einer Düsseldorfer Kirchengemeinde protestieren dagegen, dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bei ihnen Jugendliche firmen will....

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Düsseldorf/Köln (dpa) - Mehr als 140 Mitglieder einer Düsseldorfer Kirchengemeinde protestieren dagegen, dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bei ihnen Jugendliche firmen will. In einem Offenen Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schreiben sie dem Chef des größten deutschen Bistums: „Sie sind für uns - leider - nicht mehr glaubwürdig. Wir haben das Vertrauen verloren, dass mit Ihnen als Erzbischof ein wirklicher Neuanfang gelingen kann.“

Deshalb solle Woelki einen anderen Priester damit beauftragen, am 9. Juni 17 Jugendliche in der Gemeinde St. Margareta zu firmen - ein Ritual, mit dem nach katholischem Verständnis die Verbindung mit der Kirche gestärkt wird. Das Erzbistum Köln wollte dazu am Pfingstwochenende keine Stellungnahme abgeben.

Das Erzbistum befindet sich seit vielen Monaten in einer tiefen Krise, die sich unter anderem in einer Welle von Kirchenaustritten spiegelt. Die Gemeinde St. Margareta ist von dem Missbrauchsskandal besonders betroffen: Zwei Pfarrer, die des Missbrauchs verdächtigt werden, waren hier tätig - einer ist mittlerweile gestorben. In beiden Fällen wird Woelki vorgeworfen, zu lange seine schützende Hand über die Priester gehalten zu haben.

Der Strafrechtler Björn Gercke hat Woelki in seinem im März vorgestellten Gutachten allerdings von Pflichtverletzungen freigesprochen. Die Unterzeichner des Offenen Briefs meinen jedoch, dass eine nur juristische Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs nicht ausreiche: „Wir brauchen auch eine systematische, moralische und theologische Aufarbeitung.“

Bereits am Donnerstagabend (27. Mai) will Woelki in St. Margareta mit Mitgliedern des Pfarrgemeinderats und anderen Teilnehmern sprechen, um auf den entstandenen Unmut zu reagieren. Der Pfarrgemeinderat hat dazu aufgerufen, Fragen und Statements für dieses Gespräch einzureichen: „Der Herr Kardinal soll ein möglichst breites Spektrum an Meinungen und Fragen aus der Gemeinde erhalten.“ Einige Gemeindemitglieder planen eine Demonstration vor der Kirche: Sie wollen dort mit Plakaten gegen Woelki protestieren.

Der Koordinator des Offenen Briefes, Peter Barzel, sagte, im vergangenen Jahr hätten einige Vertreter der Reformbewegung Maria 2.0 aus der Gemeinde ein Gespräch mit Woelki gehabt. „Der Kardinal hat ihnen gesagt, wenn sie meinen würden, dass es so wie zurzeit nicht weitergehe, dann müssten sie eben austreten.“

Ähnliches haben auch andere Gläubige von Gesprächen mit Woelki berichtet. Der Diözesanrat des Erzbistums Köln - die Vertretung der Nicht-Kleriker - warf kürzlich die Frage auf: „Will der Erzbischof uns normale Christinnen und Christen noch in den Gemeinden haben?“ So sehr man sich auch um einen Dialog bemühe: „Immer wieder erfahren wir, dass wir mit unseren Anliegen und Vorschlägen bei den Verantwortlichen des Bistums gegen eine Mauer prallen.“

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte dagegen an Pfingsten von der katholischen Kirche Mut zur Erneuerung. Die Einheit der Kirche bedeute „nicht Uniformität, sondern die Öffnung eines Raumes für einen vielgestaltigen Weg“, schrieb der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im „Straubinger Tagblatt“.

© dpa-infocom, dpa:210523-99-711806/3

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