Kirche - Bonn:Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz kritisiert Woelki

Bonn
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, spricht. Foto: Oliver Berg/dpa-Pool/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Köln (dpa) - Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz hat kritisiert, dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die systembedingten Ursachen des sexuellen Missbrauchs weiter ignoriere. Der Beirat reagierte am Dienstag auf die Vorstellung des Gutachtens, in dem der Strafrechtler Björn Gercke den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester untersucht hatte.

"Kardinal Woelki hat die systemischen Ursachen in seinem Pressestatement zur Veröffentlichung des Gutachtens nochmals infrage gestellt, indem er ein weiteres Mal den Zusammenhang zwischen Missbrauchs-Aufarbeitung und den kirchenpolitischen Fragen relativiert bzw. abgelehnt hat", kritisierte der Betroffenenbeirat. Das von Woelki in Auftrag gegebene Gercke-Gutachten konzentriere sich allein auf strafrechtliche Aspekte. "Die systemischen Ursachen wie Sexualmoral, Zölibat, Klerikalismus, Männerbündigkeit oder fehlende Partizipation von Frauen sind aber weitestgehend ausgeblendet oder werden gar nicht betrachtet." Es fehle damit die moralisch-ethische Ebene.

Das von Woelki ein Jahr lang zurückgehaltene Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl nehme diese Aspekte dagegen durchaus in den Blick. "Es benennt klar missbrauchsbegünstigende Aspekte und spricht deutliche Reform-Empfehlungen aus, die auf keinen Fall ungehört bleiben dürfen." Aus einer grundsätzlichen Verweigerungshaltung gegenüber Reformen ein unliebsames Gutachten zurückzuhalten und auf diese Weise einen Wandlungsprozess zu bremsen, sei "grob fahrlässig", kritisiert der Betroffenenbeirat.

Woelki selbst begründet die Zurückhaltung des Gutachtens mit rechtlichen Bedenken. Derzeit kann die Untersuchung von Interessierten im Tagungszentrum des Erzbistums eingesehen werden.

© dpa-infocom, dpa:210330-99-27387/2

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