SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die größte Nicht-Kartoffel der Welt

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(Foto: AP/AP)

Warum ein Paar aus Neuseeland einen Weltrekord nicht gebrochen hat - und dennoch an einen Rekord in seinem Kühlschrank glaubt.

Von Alexander Menden

Kleine, aber fundamentale Enttäuschungen sind hilfreich, um die Persönlichkeit zu festigen. Wer hat als Kind nicht ein Stück Gold an einem Flussufer entdeckt, oder eine Kugel reinen Silbers oder gar einen Edelstein? Nur, um dann, wenn man den Schatz mit freudig erregtem Finderstolz dem nächstbesten Erwachsenen präsentierte, gesagt zu bekommen: "Das ist zusammengeknüllte Alufolie" oder "Das ist ein stinknormaler Kiesel, wieso machst du so einen Wind?" So lernt man, seine Erwartungen zu bändigen.

Oder man macht es wie Colin und Donna Craig-Brown. Das Paar aus dem neuseeländischen Hamilton grub im vergangenen August in seinem Garten etwas aus, das sie für eine gigantische Kartoffel hielten. Das 7,8 Kilo schwere, knotige Gewächs brachte es zu einiger Prominenz. Die Craig-Browns nannten es "Dug", posteten Online-Fotos, auf denen es einen Hut trug, und fuhren es in einem Wägelchen herum. Schließlich schickten sie Fotos und DNA-Proben an das Komitee des Guinness-Buchs der Rekorde. Hatten sie die größte Kartoffel der Welt entdeckt?

Nein. Sie hatten noch nicht mal eine Kartoffel entdeckt. In der Antwort-E-Mail des Guinness-Verlages heißt es: "Leider handelt es sich bei dem Exemplar nicht um eine Kartoffel, sondern um die Knolle eines Kürbisgewächses. Aus diesem Grund müssen wir den Antrag leider ablehnen." Reagierten Colin und Donna mit Riesenenttäuschung? Keineswegs. Dug lagert noch immer im Tiefkühlfach der beiden. "Ich sage ihm jedes Mal Guten Tag, wenn ich ein paar Würstchen herausnehme", erklärte Colin Craig-Brown der Nachrichtenagentur AP. "Er ist ein cooler Typ." Vor allem aber ist Dug nach Ansicht seiner Entdecker weiterhin ein Rekordhalter: die größte Nicht-Kartoffel der Welt.

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