Jena:Jugendgerichte: Mehr Unterstützung für straffällige Mädchen

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Jena (dpa/th) - Vertreter der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen (DVJJ) fordern bessere Betreuung für straffällig gewordene Mädchen und junge Frauen. "Sie haben spezielle Risiken, die es bei Jungen und Männern nicht gibt", sagte Heike Ludwig, Vorsitzende der Thüringer DVJJ-Landesgruppe.

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Jena (dpa/th) - Vertreter der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen (DVJJ) fordern bessere Betreuung für straffällig gewordene Mädchen und junge Frauen. „Sie haben spezielle Risiken, die es bei Jungen und Männern nicht gibt“, sagte Heike Ludwig, Vorsitzende der Thüringer DVJJ-Landesgruppe.

Solche Mädchen und junge Frauen kämpften öfter mit psychischen Problemen. „Das kann zu Selbstverletzung und Suizidversuchen führen“, erklärt Ludwig, die an der Ernst Abbe-Universität in Jena Sozialwissenschaften lehrt. Die Betroffenen hätten auch häufiger familiäre Probleme.

Die spezifische Problemlagen verlangten spezielle Ansätze im Strafvollzug für die Mädchen und Frauen, sagt Ludwig. „Vielen von ihnen haben etwa schon einen Schwangerschaftsabbruch erlebt, der bislang von ihnen nicht verarbeitet wurde.“ Solche biografischen Besonderheiten müssten in der Betreuung berücksichtigt werden. Bisher gebe es in erster Linie auf Männer zugeschnittene Angebote. Diese machten allerdings die weitaus größte Gruppe der Straffälligen aus.

Auch Alexandra Erdmann von der Thüringer Bewährungs- und Straffälligenhilfe in Erfurt kennt die Problematik. Sie halte spezielle Angebote für sinnvoll. „Aber eben weil es so wenige Betroffene sind, bin ich nicht sicher, wie diese mit entsprechendem Zulauf flächendeckend angeboten werden könnten.“

Rund 8,3 Prozent der 20 042 im vorvergangenen Jahr in Thüringen Verurteilten waren dem Landesamt für Statistik zufolge Jugendliche und Heranwachsende. Davon waren 1317 waren männlich, 350 weiblich.

Zehn Thüringer Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 21 Jahren wurden laut Ludwig im vergangenen Jahr zu Freiheitsstrafen verurteilt, zwölf weitere auf Bewährung. Da es in Thüringen kein Frauengefängnis gibt, verbüßen die Betroffenen die Strafen häufig in Sachsen. Das erschwere Kontakt zu Familie und Freunden, so Ludwig.

Gerade weil Mädchen einen geringen Anteil im Jugendstrafvollzug hätten, müsse ihnen mehr Aufmerksamkeit zukommen, fordert Ludwig. „Wir setzen uns generell dafür ein, dass mehr Wert auf den Einzelfall gelegt wird – und da spielt das Geschlecht auch eine Rolle.“

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