Die tödliche Kollision eines japanischen Passagierflugzeugs mit einer Maschine der Küstenwache auf dem Tokioter Flughafen Haneda ist vermutlich Folge eines menschlichen Fehlers. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf das Verkehrsministerium berichtete, hatte das Flugzeug der Küstenwache keine Erlaubnis, sich auf die Start-und-Lande-Bahn zu begeben. Das gehe aus den Kommunikationsdaten zwischen den Flugzeugen und der Flugkontrolle hervor.
Am Dienstag war ein Passagierflugzeug der Japan Airlines (JAL) unmittelbar nach der Landung mit einer Maschine der Küstenwache zusammengestoßen. Beide gerieten in Brand. Während alle 379 Personen an Bord des Passagierflugzeugs vom Typ Airbus A350 die lichterloh brennende Maschine ohne lebensgefährliche Verletzungen verlassen konnten, kam für fünf Menschen an Bord des Küstenwachen-Fliegers jede Hilfe zu spät. Nur der Pilot der DHC-8 - auch Dash 8 genannt - kam heraus, er wurde laut Medien schwer verletzt. Das Flammeninferno an der JAL-Maschine wurde mehr als acht Stunden nach der Kollision unter Kontrolle gebracht.
Regierungschef Fumio Kishida trat am Mittwoch Befürchtungen entgegen, der Unfall könne die rasche Lieferung von Hilfsgütern in die Erdbebenregion im Westen des Landes behindern. Die verunglückte Maschine der Küstenwache wollte Material auf die schwer betroffene Noto-Halbinsel bringen. Trümmer, Schlammlawinen und aufgerissene Straßen behinderten dort auch am Mittwoch noch die Suche nach Überlebenden.
Berichte von Lebenden unter eingestürzten Häusern
Nach neuesten Angaben kamen mindestens 65 Menschen bei dem Beben der Stärke 7,6 vom Neujahrstag ums Leben. Seither ist die Region von mehr als 150 Nachbeben erschüttert worden. In den Städten wie Wajima, Suzu und Noto auf der Halbinsel Noto wurden zahlreiche Häuser zerstört oder brannten nieder. Das ganze Ausmaß der Zerstörungen sei noch immer nicht erfasst, meldeten japanische Medien. Behörden in der Region lägen Informationen über mehrere Fälle vor, bei denen Menschen lebendig begraben oder unter eingestürzten Häusern eingeschlossen seien.
Die nationale Wetterbehörde warnte vor möglichen weiteren Erdrutschen angesichts der Regenfälle, die es bis Donnerstag geben soll. Einige Dörfer sollen nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten sein. Die japanischen Streitkräfte wollten Hubschrauber einsetzen, um Hilfsgüter in die abgeschnittenen Gebiete zu bringen. Ministerpräsident Kishida kündigte eine Aufstockung der bisher 1000 ins Katastrophengebiet entsandten Soldaten um weitere 1000 an.
Unterdessen strich die Fluggesellschaft JAL nach der Kollision ihres Flugzeuges mehr als 40 Inlandsflüge von und nach Haneda. Die All Nippon Airways (ANA) sagte ebenfalls Dutzende Flüge ab. Der betroffene Flugzeughersteller Airbus hatte am Unglückstag laut Mitteilung aus Toulouse Mitgefühl für alle von dem Unfall Betroffenen ausgedrückt. Der A350-900 war demnach erst zwei Jahre alt. Man werde die Behörden bei der Untersuchung des Vorfalls technisch unterstützen, hieß es. Alle Start- und Landebahnen des verkehrsreichsten Flughafens Japans waren am Unglückstag vorübergehend geschlossen worden, konnten aber bis auf die Rollbahn mit der Unfallstelle wieder geöffnet werden.