SZ-Kolumne "Bester Dinge":Fisch auf den Tisch

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Ein Glänzender Schleimkopf auf dem Tsukiji-Fischmarkt in Tokio, Japan. (Foto: Imago/imageBROKER/alimdi / Michelle Gilders/IMAGO/imagebroker)

Die Nase des Menschen ist schlecht, aber er ist erfinderisch, besonders in Japan. Dort gibt es jetzt eine Maschine, die erschnüffeln kann, wie frisch der Fisch noch ist.

Von Thomas Hahn, Tokio

Riechen war schon immer eine Aufgabe, die der Mensch anderen überlassen musste. Denn seine Nase bringt es einfach nicht. Der Mensch trägt sie zwar mitten im Gesicht, teilweise in Größen, die den Beinamen "Supernase" rechtfertigen. Und es stimmt auch, dass er die Fähigkeit besitzt, seine Nase durch geschickte Körperbewegungen in Angelegenheiten zu stecken, die ihn nichts angehen. Trotzdem: Die menschliche Nase weist nur fünf Millionen Riechzellen auf. Damit kann man verfaulte Eier von Kölnisch Wasser unterscheiden, schnuppert aber an delikateren Aromen vorbei. Bei der Drogenfahndung oder der Trüffelsuche verlässt sich der Mensch deshalb auf die unbestrittene Riechkompetenz von Hündinnen und Hunden, in deren Schnauzen sich sagenhafte 150 bis 220 Millionen Riechzellen befinden.

Immerhin ist der Mensch erfinderisch, vor allem der japanische Mensch. Eine Forschergruppe vom National Institute of Advanced Industrial Science and Technology sowie von Hokkaidos Industrie-Technologie-Zentrum haben nun einen Apparat vorgestellt, an dem sich die Nasen dieser Welt ein Beispiel nehmen können. Das tragbare Gerät kann nämlich riechen, wie frisch Fisch ist. Dass er es nicht mehr ist, bekommt ein Mensch meistens erst mit, wenn der Fisch eine stechend faulige Note entwickelt hat. Sprich: wenn er so stinkt, dass einem schlecht wird. Das Gerät hingegen erkennt den dezenten Duft der beginnenden Verwesung. Es erkennt auch, wenn dieser Duft nicht da ist, der Fisch also noch so unverdorben ist wie ein junger Lachs vor der Geschlechtsreife.

Die Schnüffel-Maschine sieht aus wie eine Brotzeitbox mit Digitalanzeige, eher schlicht also. Aber der Fisch-Nation Japan könnte sie sehr helfen. Ohne Gewebeprobe könnten Sushi-Köche damit künftig noch an der Theke die Rohfisch-Frische beweisen - sofern das Gerät keine Panne hat und sich verriecht. Und wenn man es in einen Roboterdackel umbaut, würden sich auch die Hunde nicht übergangen fühlen.

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