Eine unscheinbare Mauer im hinteren Teil von King's Cross Station ist seit Jahren für viele Besucher des Londoner Bahnhofs von weit größerem Interesse als etwa die Anzeigetafeln über den Gleiszugängen. Denn an besagter Mauer kann man sich mit einem scheinbar halb in der Wand versunkenen Gepäckwagen und wehendem Schulschal als Eleve des Zauberinternats Hogwarts ablichten lassen. Bekanntlich musste ja dessen berühmtester Alumnus, Harry Potter, immer erst durch die Wand gehen, um auf den magischen Bahnsteig 9¾ zu gelangen. Von dort aus fuhr alljährlich am 1. September um 11 Uhr der Hogwarts-Express ab und dampfte durch hügelige Landschaften dem burgartigen Internat entgegen.
Wer nicht nur Durch-die-Wand-Gehen spielen, sondern wirklich mit dem Hogwarts-Express fahren will, kann diesem Traum nun dank einer Stellenausschreibung eines britischen Eisenbahnbetreibers so nahe wie realistisch möglich kommen: Scot Rail sucht angehende Lokführer für die sogenannte West Highland Line. Die Strecke verbindet Glasgow mit Oban sowie Fort William und Mallaig und führt unter anderem durch Glenfinnan. Dort, genauer gesagt beim spektakulär sich durch die Highlands spannenden Glenfinnan-Viadukt, entstanden die Hogwarts-Express-Szenen für die "Harry Potter"-Filme. Die Bewerber brauchen keine Vorkenntnisse, allerdings sind ein Mindestalter von 20 Jahren und ein erfolgreicher Gesundheitscheck Voraussetzung. Das Einstiegsgehalt liegt bei umgerechnet rund 38 000 Euro.
Vor der Bewerbung sollten Kandidatinnen und Kandidaten sich allerdings noch mal die entsprechenden Filmszenen ansehen, um die Jobrisiken einschätzen zu können: Im "Gefangenen von Askaban" kommt der Zug auf der Eisenbahnbrücke zum Stehen - und wird prompt von dämonischen Dementoren attackiert. Für alle zukünftigen Highland-Line-Lokführer gilt also: Was auch immer passiert: Nach Möglichkeit nicht auf dem Glenfinnan-Viadukt an-, und für alle Fälle einen Dementoren abschreckenden Patronuszauber bereithalten.
Weitere Folgen der Kolumne lesen Sie hier .
