Japan:Weitere Tote nach Erdbeben geborgen

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Wajima in der Präfektur Ishikawa ist von dem Erdbeben am Montag besonders stark getroffen worden. Dort ist es derzeit eisig kalt. (Foto: AP/AP)

Medien berichten von fast 50 Opfern, Ministerpräsident Kishida nennt die Suche nach Verschütteten einen "Kampf gegen die Zeit". Gut 90 Nachbeben sind bereits registriert worden, die Tsunami-Warnung für die japanische Westküste ist aufgehoben.

Die Zahl der Todesopfer infolge einer Serie starker Erdbeben an der Westküste Japans ist weiter gestiegen. In der schwer betroffenen Präfektur Ishikawa seien mindestens 48 Menschen ums Leben gekommen, berichtete der japanische TV-Sender NHK. Eine am Vortag für die gesamte Westküste Japans ausgegebene Warnung vor Tsunami-Flutwellen hob die meteorologische Behörde am Dienstagvormittag wieder auf.

Nun suchen die Rettungsdienste nach weiteren Verschütteten. "Die Suche und Rettung der vom Beben betroffenen Menschen ist ein Kampf gegen die Zeit", sagt Ministerpräsident Fumio Kishida in einer vom Fernsehen ausgestrahlten Katastrophen-Notfallsitzung. "Wir müssen sie so schnell wie möglich retten, insbesondere diejenigen, die unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen sind." Tausende Soldaten sind zur am stärksten betroffenen Halbinsel Noto entsandt worden. Dort ist es eisig kalt, die Stromversorgung ist unterbrochen.

Die Erschütterungen verursachten erhebliche Schäden, das ganze Ausmaß ist noch unklar. Etwa 100 000 Menschen waren während der Neujahrsfeierlichkeiten aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen. Zahlreiche Häuser stürzten ein oder brannten, Straßen rissen auf, in Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus. Mehrere Menschen wurden verletzt.

(Foto: SZ-Karte: saru; Quelle: USGS)

In der schwer betroffenen Stadt Wajima brannten in einem Viertel mehr als 100 Wohnhäuser und Geschäfte nieder, wie örtliche Medien berichteten. Stellenweise loderten am Dienstagmorgen noch Flammen, Feuerwehrleute waren weiter im Einsatz. Dichter Rauch hing über der Gegend. Andere Häuser waren eingestürzt oder schwer beschädigt. Etwa 1000 Menschen wurden auf einem Luftwaffenstützpunkt in Wajima untergebracht und mit Decken, Wasser und Lebensmitteln versorgt, wie die Regierung mitteilte.

Und die Erde bebt weiter in Japan: 90 Nachbeben sind inzwischen registriert worden seit dem besonders heftigen am Montag, das eine Stärke von 7,6 erreicht hatte. Dessen Epizentrum lag im Gebiet der Halbinsel Noto in der Präfektur Ishikawa. Die Wetterbehörde gab daraufhin für Ishikawa eine starke Warnung vor einem möglichen fünf Meter hohen Tsunami aus, die später wieder aufgehoben wurde. Für alle übrigen Küstenregionen im Westen galten weiter geringere Tsunami-Warnungen.

Eine aufgebrochene Straße in der Präfektur Ishikawa. (Foto: KIM KYUNG-HOON/REUTERS)

Das Beben war von Hokkaido im Norden Japans bis zur südwestlichen Insel Kyushu zu spüren. Mehrere Flutwellen von rund einem Meter Höhe trafen auf die Küste. Die Erschütterungen lösten Erdrutsche aus, Bäume stürzten auf Straßen. Mehrere Boote lagen kieloben in Hafenbecken. Es gab Berichte über geplatzte Wasserleitungen. Die Regierung in Tokio richtete einen Krisenstab ein, die Streitkräfte wurden zur Katastrophenhilfe in Ishikawa angefordert.

Die meteorologische Behörde warnte für die Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den ersten zwei, drei Tagen nach der besonders schweren Erschütterung vom Neujahrstag. Im März 2011 hatte ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Osten des Landes verwüstete und etwa 20 000 Menschen in den Tod riss. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zu einem Super-GAU. Das fernöstliche Inselreich Japan ist eines der stärksten von Beben gefährdeten Länder der Welt.

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